Fazit

22März2020

So. Nun bin ich schon seit über einem Monat zurück in Deutschland und habe mich mittlerweile wieder etwas eingelebt. Es war schön, meine Familie und Freunde wiederzusehen, aber auch etwas ungewohnt. Es war ein ganz besonderes Jahr, das ich nie vergessen werde und mich für immer geprägt hat. Ein Teil von mir wird immer in Bolivien bleiben.

Zuerst einmal möchte ich Danke sagen. Danke an alle, die ich mich dieses Jahr unterstützt haben und mir geholfen haben, meinen Traum zu verwirklichen. Mir ist bewusst, dass nicht jeder diese Chance hat und kann mich sehr glücklich schätzen, dass ich die Möglichkeit dazu hatte, ein Jahr in Bolivien zu leben.

Ich hatte jetzt etwas Zeit, um meinen Freiwilligendienst zu reflektieren. Was habe ich mitgenommen, was konnte ich bewirken?

Mir ist bewusst, dass es viel Kritik an Freiwilligendiensten gibt, da die Freiwilligen nicht "die Welt retten" können. Trotz des Titels "Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst" handelt es sich dabei aber nicht um Entwicklungshilfe. Wir Freiwilligen sind keineswegs ausgebildet, um qualifizierte Entwicklungshilfe zu leisten und haben meist kaum Vorerfahrung. Vielmehr geht es um den gegenseitigen interkulturellen Austausch und das Lernen voneinander.

Was ich in meinem Jahr gelernt habe ist nicht nur, wie man aus PET-Flaschen Gießkannen bastelt und zu spanischen Kinderliedern tanzt. Es ist auch mehr als die Liebe zu einem Land und einer Kultur.

Ich habe meinen Horizont erweitert und sehe mich und die Welt nun mit anderen Augen.
Ich habe gelernt, mit kulturellen Unterschieden und anderen Wertvorstellungen sowie mit Herausforderungen und Konflikten umzugehen. Die Beweggründe anderer zu erkennen und zu verstehen um Vorurteile und Diskriminierung zu vermeiden.

Ich habe viel über mich selbst gelernt und darüber, dass ich in einigen Situationen anders handle und denke als andere. Das mag manchmal daran liegen, dass die anderen einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben, andere Wertvorstellungen haben oder anders aufgewachsen sind. Es kann aber auch einfach an der Person selbst liegen oder an der Situation und muss nicht immer direkt auf die Kultur zurückzuführen sein.
Kultur zu verstehen, kann manchmal hilfreich sein, um unerwartetes Verhalten anderer zu erklären. Aber andere Menschen zu verstehen, ist meist noch viel hilfreicher, als sie nur in eine Schublade zu stecken. Denn jeder Mensch denkt und fühlt anders und nicht jeder Mensch passt in die kulturelle Schublade.
Stereotypen und Klischees treffen nun mal nicht auf jeden zu und so können kulturelle Werte, die man meint, von anderen Kulturen zu kennen, auch schnell zu Vorurteilen führen. Genauso, wie nicht jeder Deutsche pünktlich ist, gibt es auf der anderen Seite auch pünktliche Bolivianer.

Ich habe gelernt, rücksichtsvoll und achtsam gegenüber anderen zu sein. Manchmal können Sätze, die gar nicht so gemeint waren, andere tief verletzen. Manchmal muss man seine Emotionen kontrollieren und nicht unüberlegt reagieren, um andere nicht zu verletzen, und stattdessen sein Verhalten anpassen. Manchmal sollte man erst an andere denken und nicht an sich selbst.

Ich habe neue Perspektiven kennengelernt. Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Manchmal muss man einen Schritt zurück treten und objektiv beobachten, um zu verstehen.
Freundlich und offen gegenüber anderen sein, auch wenn die Person es nicht erwidert. Mit Unfreundlichkeit auf Unfreundlichkeit zu reagieren bringt einen meistens nicht weiter. Freundlich sein hingegen macht dich und meist auch den anderen ein kleines bisschen fröhlicher.

Insbesondere habe ich erkannt, dass es viele verschiedene Denkweisen und Herangehensweisen gibt. Seien sie kulturell bestimmt oder nicht, überall auf der Welt wird man Leute treffen, die anders denken als man selbst und das mag einen im ersten Moment überfordern. Aber ich habe lernen dürfen, dass keine Mentalität richtig oder falsch, besser oder schlechter ist. Natürlich hat jede Lebensweise Vor- und Nachteile. Doch man kann soviel daraus lernen und ich bewundere Menschen, die ganz anders leben als ich und für die Situationen ganz normal sind, mit denen ich komplett überfordert wäre.

Gleichzeitig sollen Freiwillige auch umgekehrt den Menschen aus unserem Gastland einen Einblick in unsere Kultur vermitteln und somit die Völkerverständigung und die globale Zusammenarbeit zu fördern.
Die Arbeit, die ich in meinem Projekt geleistet habe, hätte theoretisch auch ein bolivianischer Freiwilliger leisten können. Auf Kinder aufpassen und ihnen bei den Hausaufgaben helfen, dafür war ich genauso wenig qualifiziert wie Bolivianer*innen ohne Ausbildung. Aber ich hoffe, ich konnte den Kindern etwas mitgeben. Ihnen von Deutschland erzählen und von anderen Ländern, ihnen vermitteln, dass es mehr gibt als nur La Paz. Aber auch klarstellen, dass auch in Europa nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und auch hier Dinge schief laufen. Dass ich nicht mehr oder weniger wert bin als sie, nur, weil ich aus Deutschland komme. Dass ich ein ganz normaler Mensch bin, genau wie sie. Und ich hoffe, ich konnte sie darin bestärken, an ihren Träumen festzuhalten.
Aber nicht nur in meinem Projekt, auch in meiner Gastfamilie und mit Freunden konnte ich mich austauschen. Neues Lernen und Dinge weitergeben, Vorurteile widerlegen und Perspektiven wechseln.

Vor allem aber bin ich dankbar. Dankbar darüber, dass ich dieses Auslandsjahr machen konnte, dass ich diese Einblicke erhalten habe und all dies lernen durfte. Die Arbeit mit ärmeren Menschen hat mir vor Augen geführt, wie privilegiert wir sind. Welche Freiheiten wir haben, selbstständig über unser Leben und unser Schicksal entscheiden zu können. Dass wir mit unserem Pass hinreisen können, wohin wir wollen. Dass wir so gut abgesichert sind und immer jemand dort sein wird, der sich um uns kümmert, wenn es uns schlecht geht. Dass wir keine Angst vor Krisen oder Krankheiten zu haben brauchen. Dass uns die Welt offen steht.
Dafür bin ich wirklich dankbar und sehr froh und ich wünsche mir, dass jeder Mensch diese Gelegenheit in seinem Leben hat. Dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, seine Träume zu erfüllen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Ich weiß, dass das eine sehr utopische Vorstellung ist und ich das alleine nicht erreichen kann. Aber ich möchte mich weiter dafür einsetzen, die globale Entwicklung zu fördern und mit meinen Mitteln helfen, wo ich kann.

Mit diesen Worten schließe ich diesen Blog ab. Danke, dass ihr meine Erlebnisse verfolgt habt und ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr konntet auch etwas dazu lernen. Vielleicht habt ihr durch meine Erzählungen auch ein bisschen euren Horizont erweitert.

Vielen Dank und ganz liebe Grüße!
Leona;)

Typisch bolivianisch?

11Feb2020

Bevor ich nach Bolivien gekommen bin, habe ich viele Klischees und Stereotypen über Lateinamerika und Bolivien gehört. Diese führen oft zu Vorurteilen und treffen, wenn überhaupt, nur auf einen kleinen Teil der Bevölkerung zu.

Natürlich liegt Bolivien am anderen Ende der Welt und natürlich unterscheiden sich einige Verhaltensmuster und kulturelle Werte von denen in Deutschland. Trotzdessen sind wir alle nur Menschen und wir sind gar nicht so unterschiedlich, wie viele oft denken. In vielen Punkten ist das Leben in Bolivien dem Leben in Deutschland sehr ähnlich. Nur sind es meistens die Unterschiede, die uns mehr auffallen.

Ich möchte hier nun mit euch teilen, was für mich "typisch bolivianisch" ist und für mich das Leben in Bolivien ausmacht. Dies ist allerdings nur mein subjektiver Eindruck von dem, was ich in diesem Jahr erlebt habe, und trifft keinesfalls auf alle Menschen in Bolivien zu.
Außerdem kann ich nicht beurteilen, ob diese Eindrücke nur auf Bolivien zutreffen oder auch auf andere Länder in Lateinamerika. Obwohl sich die lateinamerikanischen Staaten in vielen Punkten sehr ähnlich sind, gibt es trotzdem große Unterschiede.


Family first:

In Bolivien ist für die meisten Menschen die Familie die wichtigste Struktur der Gesellschaft, die Einheit, die alles zusammenhält. In der Familie wird alles geteilt. Wenn mit der Familie etwas unternommen wird, dann sind meist alle dabei. Zum Mittagessen kommt meistens die ganze Familie zusammen und am Wochenende wird häufig etwas mit der Großfamilie unternommen. Nur, wenn es für die Familie in Ordnung ist und nichts anderes geplant ist, dann wird sich mal mit Freunden getroffen.
Außerdem lebt ein Großteil der jungen Erwachsenen weiterhin bei seinen Eltern, bis sie mit ihrem/r Partner*in zusammenziehen, häufig bis Ende 20. Und solange man noch bei seinen Eltern wohnt, gelten auch deren Regeln, z.B. bezüglich Ausgehzeiten.

No pasa nada:

Vielleicht ist das nichts, was Bolivianer für sich als typisch bolivianisch bezeichnen würden, aber definitiv etwas, was ich hier gelernt habe. Dinge laufen selten so, wie geplant (sofern sie überhaupt geplant werden). Meist kommt irgendetwas dazwischen. Mal sind es unvermeidbare Zwischenfälle und äußere Gewalt, mal die fehlende Planung oder Kommunikation. Aber am Ende wird trotzdem alles gut. Man findet immer einen Weg, mit den Umständen umzugehen und letztendlich passiert ja nichts. Dann kommt man eben mal später ans Ziel, wenn beispielsweise der Bus nicht fährt, da durch starken Regen die Straße eingestürzt ist.

Vielleicht ist da auch die Grund-Spontaneität, die die meisten Bolivianer an den Tag legen, recht hilfreich, um mit diesen Situationen umzugehen. Generell werden häufig spontan Dinge unternommen oder kurzfristig entschieden. Ich habe zwar eine Weile gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, aber man lebt meiner Meinung nach deutlich entspannter, wenn nicht die ganze Woche von morgens bis abends durchgeplant ist.
Ich wusste Freitagsabends meistens nicht, was ich am Wochenende mache. Aber da das auch kaum jemand anderes wusste, hatte ein Großteil meiner Freunde spontan Zeit. Und ein langfristiger Plan wäre durch ein kurzfristiges Ereignis wahrscheinlich eh nicht aufgegangen, deshalb klappt hier alles spontan doch einfach irgendwie besser.

Bei der Arbeit kann diese gewisse fehlende Planung natürlich manchmal etwas kontraproduktiv sein und die Dinge erschweren. Da wünscht man sich vielleicht schon manchmal etwas mehr Struktur von einigen Kollegen. Aber es ist erstaunlich, wie gut und kreativ viele Ideen auch komplett unstrukturiert erfolgreich umgesetzt werden können.

Essen:

Ich hatte ja in einem vorherigen Blogeintrag schon über die Kulinarik Boliviens berichtet. Diese ist für mich ein ganz wichtiger Bestandteil der bolivianischen Kultur. Aber gar nicht unbedingt nur, was gegessen wird, sondern wie und wo.
Die vielen kleinen Familien-"Restaurants", in denen man in einem kleinen Raum halb auf der Straße auf Plastikstühlen sitzt und ein typisches bolivianisches Almuerzo mit Sopa und Segundo serviert bekommt. Das viele Essen auf der Straße; Empanadas, Salteñas, Tucumanas, Brötchen... Die Fruchtstände, an denen man im Vorbeigehen einen frisch gepressten Saft kaufen kann und meistens auch noch llapa (Nachschlag) bekommt.
Und nicht nur, dass das Essen auf der Straße gekauft wird, es wird auch an Ort und Stelle verzehrt, wodurch die Straße zu einem Aufenthaltsort wird und nicht nur dazu dient, von A nach B zu kommen.

Cholitas und Aguayos:

Cholitas sind die indigenen Frauen, die traditionell gekleidet sind und sowohl in der Stadt als auch auf dem Land anzutreffen sind. Sie tragen mehrere Unterröcke und einen Überrock, die Pollera, wobei die Anzahl der Unterröcke dem Gesellschaftsstand entspricht; je mehr Röcke, desto höher der Stand. Außerdem variieren Farben und Länge der Röcke nach den verschiedenen Regionen Boliviens. Durch die vielen, schweren Röcke wirken die Cholitas häufig sehr füllig.
Zu der typischen Kleidung gehört außerdem ein Schultertuch und der traditionelle Hut. Die melonenförmigen Hüte sind meistens sehr teuer und deshalb der ganze Stolz einer Cholita. Darüberhinaus haben die Cholitas meist einen Zopf aus Wolle in ihre Haare geflochten, um die Haare noch länger wirken zu lassen.
Besonders reiche Cholitas tragen häufig teuren Schmuck oder haben vergoldete Schneidezähne.

Um Dinge zu transportieren, wie beispielsweise Einkäufe oder sogar ihre Babys, nutzen Cholitas keine Rucksäcke oder Taschen, sondern Aguayos. Dies sind große Leinenstoffe in traditionellen, bunten Farben. Mit einer bestimmten Wickeltechnik wird das zu Transportierende darin eingewickelt und sich anschließend über den Rücken und die Schultern geknotet. Auf diese Art tragen die Cholitas manchmal ein enormes Gewicht auf dem Rücken, wovor ich echt einen großen Respekt habe.

Aguayos in ihren verschiedenen Farben und Mustern sind darüberhinaus häufig als Tischdecken, Teppiche oder Wandbehänge zu finden (oder für Touristen als Taschen, Hefte, Mäppchen, Pullis etc.) und verbildlichen für mich Bolivien. 

Musik und Tanz:

In Bolivien gibt es verschiedene traditionelle Musikstile und die dazugehörigen Tänze.
Ein typisches Instrument in vielen bolivianischen Liedern ist die Panflöte oder die Flöte, die besonders in der Andenregion weit verbreitet sind.
Bilder zu den verschiedenen Tänzen habe ich in meinem Blogeintrag zum Carnaval schon hochgeladen. Wer einen kleinen Einblick in die traditionelle Musik bekommen möchte, der kann sich einmal Musik von "Los Kjarkas" anhören, der vermutlich bekanntesten bolivianischen Musikgruppe.

Für mich machen diese Musik und die Tänze einen großen Teil der bolivianischen Kultur aus, da sie nicht nur beim Carnaval zu bewundern sind, sondern auch im Alltag allgegenwärtig sind, wie beispielsweise die Musik im Bus, kleinere Straßenumzüge oder öffentliche Ensayos (Proben) mitten in der Stadt außerhalb der Feierlichkeiten.

Freundlichkeit:

Ein zentraler Aspekt, den ich in Bolivien gelernt habe, ist Freundlichkeit. Das klingt jetzt erst mal recht banal, aber mir ist hier erst aufgefallen, wie kalt viele Menschen in Deutschland in der Öffentlichkeit sind, mich eingeschlossen.
In Bolivien hingegen grüßt man sich, wenn man in den Bus einsteigt, in einen Laden hereinkommt, in den Fahrstuhl einsteigt oder einfach auf der Straße, auch, wenn der Gegenüber dir völlig fremd ist. Allgemein empfinde ich, dass die Menschen in Bolivien generell achtsamer und offener gegenüber ihrem Umfeld und der Öffentlichkeit sind.
Wenn man beispielsweise gemeinsam auf den Bus wartet oder in der Teleferico zusammen fährt, entsteht schnell ein Gespräch und eine gewisse Verbindung. Oder wenn man im Reisebus unterwegs ist und der Busfahrer nach der Pinkelpause weiterfährt, obwohl noch jemand fehlt, und daraufhin der ganze Bus anfängt laut zu rufen und sich zu beschweren. Diese Verbundenheit und Freundlichkeit gegenüber Fremden gefällt mir sehr, da ich in Deutschland meist das Gefühl habe, dass jeder in seiner eigenen Welt unterwegs ist und nicht wirklich auf seine Mitmenschen achtet.

Darüberhinaus ist diese Freundlichkeit auch gegenüber Freunden und Familie stark zu spüren. Ich habe es so wahrgenommen, dass häufiger durch kleine Gesten gezeigt wird, dass man den anderen gerne hat. Dieses Verhalten möchte ich gerne in Deutschland weiter führen, um einfach ein bisschen positiver miteinander umzugehen.


Das waren jetzt einige Aspekte, die für mich "typisch bolivianisch" sind und Bolivien ausmachen. Ich hoffe, ihr konntet dadurch einen kleinen Eindruck bekommen, wie das Leben in Bolivien ist bzw. wie ich das Leben hier wahrgenommen habe. 

Wer mehr Impressionen der bolivianischen Kultur, insbesondere der Kulinarik und der Cholitas, erhalten möchte, dem kann ich die Netflix Serie "Street Food - Lateinamerika" Staffel 1, Folge 6 in La Paz sehr empfehlen.

Mir bleiben jetzt nur noch wenige Tage hier in Bolivien und mir stehen viele Abschiede bevor. Ich werde Bolivien sehr vermissen, freue mich aber auch auf Deutschland. 
Das nächste Mal melde ich mich aus Deutschland und werde noch einen rückblickenden und reflektierenden Blogeintrag zu meinem Freiwilligendienst schreiben. Also bleibt gespannt;)

Ganz liebe Grüße ein letztes Mal aus La Paz
Leona;)

 

Senda Verde

11Jan2020

Die letzte Woche habe ich in der Senda Verde ("grüner Weg") verbracht. Dies ist ein Tierreservat in den Yungas bei Coroico, in dem Opfer des illegalen Tierhandels ein neues zu Hause finden.

Der Tierhandel ist neben dem Drogen- und Waffenhandel der größte illegale Markt in Bolivien. Da Jungtiere leichter zu fangen und weniger gefährlich sind, haben es die meisten Jäger auf diese abgesehen. Dabei werden meist die Mutter und mehrere weitere Mitglieder der Rudel getötet, um an die Jungtiere heran zukommen. Diese werden dann verkauft und enden in den meisten Fällen als Haustiere. Wenn sie älter und somit auch gefährlicher und anspruchsvoller in der Pflege werden, wollen viele Besitzer sie wieder loswerden.

Die Senda Verde nimmt all die Tiere auf, die auf der Straße ausgesetzt oder aus anderen Orten gerettet werden. Mitten in den Yungas bekommen sie dann ein neues zu Hause, das ihrem eigentlichen Lebensraum ähnelt. Zwar sind sie in der Senda Verde sicher und bekommen sowohl Mahlzeiten als auch medizinische Versorgung, trotzdem können die meisten der Tiere nie wieder in Freiheit leben. Das bolivianische Gesetz erschwert bzw. verbietet die Auswilderung solcher Tiere. Deshalb liegt es der Senda Verde sehr am Herzen, den Tieren das Leben so natürlich wie möglich zu gestalten.

Mittlerweile leben in der Senda Verde mehr als 800 Tiere. Von verschiedenen Vögeln über Affen, Hunde und Reptilien, bis hin zu Bären und Raubkatzen finden dort ca. 60 verschiedene Arten ein neues zu Hause. Finanziert wird das Projekt über Spenden, Freiwilligenarbeit und Touristen.
Um die Menschen dazu zu inspirieren, die Natur zu schützen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, sind einige Teile des Reservats für Touristen geöffnet. Um die Sicherheit der Tiere zu gewährleisten, können sie allerdings nur mit einem Guide besichtigt werden und auch nur ausgewählte Arten. Außerdem sind die Tiere durch Zäune von den Menschen geschützt. Anders als in Zoos sind in den meisten Fällen aber nicht die Tiere, sondern die Menschen eingezäunt, da viele der Tiere sich in der Anlage frei bewegen können.

SchwarzgesichtklammeraffenJaguarbolivianischer BrüllaffeNachtaffe

 Ich habe die Senda Verde als Freiwillige besucht und bei der Pflege der Tiere geholfen. Dadurch bin ich eine Woche lang zur Affen-Mama geworden. Vor circa einem Monat sind vier Jungtiere der bolivianischen Brüllaffen im Alter von 4 bis 7 Monaten in der Senda Verde angekommen. Sie stammen aus vier verschiedenen Fällen und ihre Mütter wurden getötet. Affen sind in diesem Alter noch sehr stark an ihre Mutter gebunden. Da die Babys aber nicht von den älteren Brüllaffen in der Senda Verde akzeptiert wurden, können sie nicht mit diesen zusammen leben und brauchen eine menschliche Ersatzmutter. Diese Rolle fällt in die Hände der Freiwilligen. Zusammen mit einer anderen Freiwilligen habe ich mich also rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, um die vier Affenbabys gekümmert. Da sie sehr empfindlich sind und momentan an Durchfall leiden, haben sie eine bestimmte Diät und wir mussten darauf achten, wann und was sie essen und wie sie sich verhalten. Da die Babys nicht alleine sein können, haben wir auch nachts mit ihnen geschlafen. Es war eine sehr anstrengende Arbeit bei der viel Geduld gefragt ist, aber mir hat es super gut gefallen und ich bin sehr froh, die Gelegenheit gehabt zu haben.

Zwei der Babys

 Mich hat die Senda Verde und ihr Konzept sehr überzeugt und es ist schade, dass ich nur eine Woche dort sein konnte. Wenn ich aber nochmal die Gelegenheit haben sollte, möchte ich unbedingt wieder kommen.
Es ist auf jeden Fall ein Projekt, dass es sich zu unterstützen lohnt. Falls ihr mehr über die Senda Verde oder vielleicht sogar über die Möglichkeiten der Unterstützung erfahren möchtet, findet ihr auf der Internetseite mehr Informationen.

 Liebe Grüße
Leona

 

In den Silberminen Potosís

01Jan2020

 Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr!

Vergangenes Wochenende war ich mit zwei Freunden in Potosí.  Die Stadt liegt auf einer Höhe von circa 4000m am Fuße des Cerro Rico (reicher Berg), einem Berg reich an Mineralen und Silber, der die Stadt im 17. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte der Welt machte. Auch wenn das Zink- und Silbervorkommen mittlerweile längst nicht mehr so groß ist wie früher, sind die Minen immer noch in Betrieb und auch für Touristen zu besichtigen.

Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ausgestattet mit Schutzanzügen, Handschuhen, Mundschutz, Taschenlampe und Gummistiefeln ging es also auch für uns in die Tiefen der Mine.

In den engen und dunklen Gängen und Schächten erfuhren wir, wie die Minenarbeiter zu Zeiten der Kolonialisierung ausgebeutet wurden und unter welch schrecklichen Bedingungen die indigene Bevölkerung in den gefährlichen Minen von den Spaniern zur Arbeit gezwungen wurde. Viele der Arbeiter starben schon nach wenigen Tagen in kompletter Dunkelheit, andere an Lungenkrebs durch die hohe Quecksilber-Konzentration.

Wie uns der Guide mitteilte, hätte man mit dem Silber, welches die Spanier aus Potosí exportierten, eine gesamte Brücke von Potosí bis nach Madrid bauen können. Mit den Knochen der in den Minen verstorbenen Bolivianern hätte man allerdings zwei ganze Brücken errichten können.

Das einzige, was den Arbeitern Hoffnung gab, war ihr Glaube. Die Spanier wollten der indigenen Bevölkerung ihren Glauben an Pachamama austreiben und sie stattdessen zum Katholizismus konvertieren. In den Minen herrschte allerdings nicht Gott, sondern der Tío. Da die Aymara-sprechende Bevölkerung den Buchstaben "d" nicht aussprechen konnte, wurde aus "Dios" (Gott) der "Tío"(Onkel). Dieser wird oft mit Hörnern wie ein Teufel dargestellt und herrscht in seinem Reich, den Minen, über Schutz und Zerstörung. Da die Spanier die Minen nie betraten, erfuhren sie nichts von diesem Glauben.

 Als Opfergaben für den Tío bringen ihm die Minenarbeiter Coca-Blätter, Zigaretten und Alkohol. All dies kann man auch als Tourist vor einer Tour auf dem Markt kaufen, genauso wie Dynamit für die Arbeiter.

Die MinenEl Tío

 Nachdem wir heil wieder aus der Mine herausgekommen waren, besuchten wir die "Casa de la Moneda" (Haus der Münze). In diesem Museum erfuhren wir mehr über die Herstellung der Münzen, die die Spanier aus dem Silber herstellen ließen, um sie anschließend in die ganze Welt zu verschiffen. Auch andere Gegenstände wurden aus dem Silber hergestellt.

Da das Silber aber mit der Zeit immer mehr an Wert verlor und die Spanier einen Großteil des Silbers ins Ausland exportiert hatten, ist die Stadt mittlerweile weder so reich noch so bevölkerungsreich, wie sie es einst war.

 Potosí ist eine sehr schöne Stadt mit vielen kleinen Gassen und Häusern im Kolonialstil. Mir hat die Stadt sehr gefallen, besonders die Ruhe im Vergleich zu La Paz. Trotzdem ist es sehr traurig sich vorzustellen, wie hier mal tausende Erwachsene und Kindern bis auf den Tod ausgebeutet wurden.

 Meine letzten Wochen werde ich ausnutzen, um noch etwas zu reisen. Deshalb kann es sein, dass ich wenig Zeit zum Schreiben finde.

Liebe Grüße
Leona;)

¡Feliz Navidad!

27Dez2019

Ich hoffe, ihr hattet alle schöne und ruhige Feiertage! Ich habe Weihnachten mit meiner Gastfamilie in La Paz verbracht. Es war schon ein komisches Gefühl, Weihnachten nicht wie immer mit meiner Familie zu verbringen, aber auch ganz interessant, das Fest in einer anderen Kultur kennenzulernen. Obwohl es, zumindest in meiner Gastfamilie, nicht sehr anders gefeiert wurde als bei uns in Deutschland.

Der einzige Unterschied war, dass Heiligabend hier etwas später gefeiert wird, nämlich erst in der Nacht vom 24. auf den 25.12. Und natürlich, dass hier tagsüber circa 25 Grad waren;)

 Gegen Abend des 24.12 kam die ganze Familie zu uns nach Hause und wir haben das Weihnachtsessen vorbereitet. Ein traditionelles Gericht, welches in Bolivien an Weihnachten serviert wird, ist die Picana. Dies ist eine Suppe aus vielen verschiedenen Fleischsorten, Kartoffeln und Gemüse. Bei uns gab es dieses Jahr allerdings keine Picana, sondern Truthahn.

Gegen 22 Uhr wurde der Truthahn aufgetischt. Zum Nachtisch hatte sich meine Familie von mir Bratäpfel gewünscht, sodass das Weihnachtsessen auch noch einen kleinen deutschen Einfluss hatte.
Kurz vor Mitternacht wurden dann die Champagner Gläser hervorgeholt, sodass um Punkt 0 Uhr angestoßen werden konnte und alle sich fröhliche Weihnachten wünschten. Mich hat es ein bisschen an Silvester erinnert. In einigen Teilen der Stadt wurden sogar große Feuerwerke gezündet.

Daraufhin setzten wir uns ins Wohnzimmer an den geschmückten Tannenbaum, unterhielten uns und packten Geschenke aus, die der Weihnachtsmann in der Zwischenzeit gebracht hatte;)
Gegen 3 Uhr gingen wir dann schließlich alle erschöpft ins Bett. Der 25.12 ist der einzige offizielle Feiertag und wird traditionell mit der Familie verbracht. Am 26. kehrt dann auch schon wieder der Alltag ein.

 Schon in der Adventszeit wurde deutlich, dass Bolivien in den Weihnachtsbräuchen stark von den USA geprägt wurde. Besonders die großen Supermärkte und Teleferico- Stationen waren üppig dekoriert und der Grinch ist hier fast bekannter als der Weihnachtsmann. 

Sehr beliebt ist in der Adventszeit das sogenannte Panetón, ein süßes Brot mit getrockneten Früchten.

 Am letzten Freitag vor Weihnachten haben wir mit meinem Projekt Panetón und heiße Schokolade an die Kinder der Umgebung verteilt, um ihnen schöne Weihnachten zu wünschen. Das CISMA hat jetzt über die Sommerferien geschlossen und öffnet erst im Februar wieder.
Da ich aber im Februar wieder zurückfliege, war letzten Freitag offiziell mein letzter Arbeitstag. Es war traurig, sich schon zu verabschieden. Da ich im Januar und Februar meine freie Zeit zum Reisen nutzen werde, bleibt mir nicht mehr viel Zeit in La Paz. Deshalb heißt es langsam schon, die letzten Dinge hier zu erledigen und sich zu verabschieden.


Das Jahr ging echt sehr schnell rum und ich kann es noch gar nicht richtig glauben, dass ich bald wieder in Deutschland sein werde. Auf der einen Seite bin ich traurig, Bolivien wieder zu verlassen, auf der anderen Seite freue ich mich schon auf Deutschland.

 Ich werde in den nächsten Wochen noch einige reflektierende Einträge zu meinem Freiwilligendienst mit euch teilen. Mich würde interessieren, ob ihr irgendwelche Fragen oder bestimmte Themen habt, über die ihr gerne einen Blogeintrag lesen würdet. Anregungen könnt ihr mir gerne zukommen lassen.

 Bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch!

Liebe Grüße
Leona;)

 

Cebra por un día

21Dez2019

Vergangene Woche hatten wir mit dem Chapter AFS La Paz eine kleine Aktivität, wir waren für einen Tag Zebras. Das klingt jetzt erst mal sehr merkwürdig, dahinter steckt aber ein wunderbares Konzept.

Die Cebras sind eine Organisation in La Paz, die seit 2001 existiert. Sie entsprang damals aus dem Wunsch einiger Jugendlichen, das Verkehrschaos in La Paz zu regeln und die Stadt etwas sicherer zu machen. In Zebra Kostümen gingen diese Jugendlichen auf die Straße, um den Menschen zu helfen und ein Zeichen zu setzen. Das Symbol des Zebras entstand in Anlehnung an die Zebrastreifen, von denen die Gründer sich wünschten, dass mehr Leute sich an sie hielten.

In den vergangen 18 Jahren haben sich die Cebras stark weiterentwickelt und es ist eine große Organisation entstanden. Mittlerweile regeln sie nicht mehr nur den Verkehr, sondern sorgen auch für gute Laune und mehr Liebe auf den Straßen. Leider stießen sie auch häufig auf Abneigung, Spott und Aggression von Seiten der Auto- und Busfahrer. Aber Empathie spielt eine große Rolle in der Cebra-Philosophie, weshalb die Cebras sich negative Kommentare nicht so zu Herzen nehmen und versuchen, dem Gegenüber trotzdem einen schöneren Tag zu bereiten. Sie sind sogar ein Symbol von La Paz geworden, das überall in der Stadt an Mauern zu sehen ist und auch auf die Schulmaterialien der öffentlichen Schulen gedruckt ist.

Vor einigen Jahren haben die Cebras, die es jetzt auch in mehreren Städten Boliviens gibt, den "Guangzhou International Award for Urban Innovation" gewonnen, wodurch sie internationale Aufmerksamkeit erhielten. Sogar in der Tagesschau gab es vor ein paar Monaten einen kleinen Beitrag über sie.

Seit einigen Jahren gibt es nun auch das Konzept "Cebra por un dia", bei dem jeder Interessierte für einen Vormittag in ein Zebra Kostüm schlüpfen kann und die Cebras unterstützt. Diese Möglichkeit hatten wir von AFS auch.

Zunächst haben wir eine knapp 2stündige Einführung bekommen, über die Geschichte und Werte der Cebras, die uns mit spielerischen Übungen nähergebracht wurden. Daraufhin folgte die "Verwandlung" zum Zebra und jeder von uns bekam einen "großen Bruder" an die Hand, ein erfahrenes Cebra das uns an diesem Tag mitnehmen sollte. Draußen auf der Straße gaben diese uns dann einige Anweisungen, Erklärungen und Tipps, wie man als Cebra die Leute glücklich machen kann. Wir grüßten die Passanten und wartenden Autofahrer, sprangen fröhlich über die Straße und halfen den Menschen beim Überqueren der Straße oder beim Einsteigen in den Bus.

Es war ein tolles Gefühl, die Leute zum Lächeln zu bringen. Viele ließen sich sogar in den Arm nehmen. Besonders die Kinder kamen häufig auf einen zugerannt um einen zu umarmen oder sogar ein Küsschen zu geben. Es war wunderschön, wie viel Liebe und Dankbarkeit man zurück bekommen hat. Leider war die Aktion am Mittag schon wieder vorbei. 
Ich kann sehr gut verstehen, dass die Cebras sich gerne verwandeln und ihre Cebra-Haut anlegen. Das Kostüm gibt dir die Erlaubnis, andere Menschen zu umarmen und sie glücklich zu machen, ohne dabei komisch angeguckt oder erkannt zu werden.

 

Ich habe aus dieser Erfahrung mitgenommen, dass wir alle ein bisschen fröhlicher sein und mehr Liebe verbreiten sollten, um unserem Leben und unserer Gesellschaft mehr Positivität, Fröhlichkeit und Liebe zu verleihen. Ich wünsche mir für die Welt, dass es überall Cebras gibt, die eine gute Stimmung in der Stadt verbreiten, denn meiner Meinung nach kann unsere heutige, gestresste Gesellschaft das sehr gut gebrauchen.

Viele Grüße und ganz viel Liebe!
Leona;)

Provecho! - Die Kulinarik Boliviens

15Dez2019

Mittlerweile bin ich schon seit fast 10 Monaten in Bolivien und ich denke es ist Zeit, euch mal etwas über die Kulinarik Boliviens zu berichten, da das Essen einen großen Teil der Kultur ausmacht.
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich natürlich längst nicht alle Gerichte kenne und probiert habe und dies nur ein kleiner Einblick in die bolivianische Küche ist. Da die Küche auch von Region zu Region variiert, kann ich größtenteils nur für die Spezialitäten aus La Paz sprechen.

In Bolivien gibt es einige besondere Zutaten, die wir in Deutschland so nicht oder nur selten zu sehen bekommen:

- Locoto: scharfe Paprika
- Llajua: scharfe Soße mit Locoto, Tomate und Quirquiña ("bolivianischer Koriander")
- Charque: gesalzenes, in dünne Streifen geschnittenes Trockenfleisch (meist Lama)
- Tunta: weiße Kartoffel
- Chuño: luftgetrocknete Kartoffel (in Bolivien gibt es sehr viele verschiedene Kartoffelsorten)
- Choclo: weißer, großer Mais
- Mote: gekochter Trockenmais
- Postre / Platano: Kochbanane
- Panza: Kuhmagen

Bolivianische Gerichte werden meist von viel Reis und Fleisch dominiert. Dazu kommen verschiedene Beilagen wie Ei, Kartoffeln oder Gemüse. Soßen sind selten, nur die Standardsoße LLajua darf auf dem Tisch nicht fehlen. Durch die fehlende Soße ist das Essen häufig etwas trockener. Viele Lebensmittel werden auch frittiert, beispielsweise Huhn, Ei, Fisch oder Teigwaren.

- Plato paceño (La Paz): Rindfleisch, Choclo, Bohnen, Kartoffeln, Käse
- Anticucho: Fleischspieß mit Rinderherz, Kartoffeln und Erdnusssoße vom Grill
- Piquemacho: Rindfleisch, Pommes, Locoto, Tomaten, Zwiebeln, Ei, Wurst, Käse, Mayo, Ketchup
- Salchipapa: Pommes mit Wurst, Ketchup und Mayo
- Chicharrón: Schweinefleisch, Mote, Kartoffeln, Chicha
- Fritanga: Schwein, Mote, Kochbanane, rote Soße, Kartoffeln
- Silpancho: Reis, Rindfleisch, Kartoffeln, Ei
- Charquican: Charque, Ei, Kartoffeln, Mote
- Trucha: In der Nähe des Titicacasees wird sehr viel Forelle gegessen, meist frittiert
- Sopa de Maní: Erdnusssuppe
- Rellenos: gefüllte Kugeln aus Kartoffeln oder Banane

Plato paceño Pique Macho

Das typische Almuerzo (Mittagessen) besteht aus Sopa (einer kleinen Suppe vorweg) und Segundo (dem Hauptgericht). Die Suppen sind häufig entweder mit Quinoa, Weizen, Choclo, Erdnuss oder Chuño. Auf der Straße oder in kleinen "Familien-Restaurants" bekommt man ein Almuerzo oft schon ab 12 Bolivianos (ca. 1,50€).

Neben dem Mittagessen gibt es auf der Straße an kleinen Straßenständen auch verschiedene, leckere Teigtaschen zu kaufen:

- Salteñas: Teigtaschen mit Frikassee- ähnlicher Füllung
- Empanadas: mit Käse gefüllte Teigtaschen
- Llauchas: warme, mit flüssigem Käse gefüllte Teigtaschen
- Tucumanas: frittierte Empanadas mit Gemüsefüllung
- Humintas: Mais-Gemüse-Paste, eingewickelt in Maisblätter
- Pastel: frittierte Teigtaschen mit Käse gefüllt und Puderzucker (wird meist mit Api gegessen)

Salteñas EmpanadasApi und Pastel

Die bolivianischen Getränke sind oft sehr süß mit sehr viel Zucker. Von den speziellen Getränken abgesehen werden sehr viel Cola und andere Softgetränke konsumiert.

- Mate de coca: Tee aus Coca-Blättern*
- Jugo natural: Natur-Saft aus Früchten
- Mocochinchi: Getränk mit Trockenpfirsich und Zimt
- Api: warmes, süßes Getränk aus dunklem Mais, Orange, Zimt und Gewürznelken
- Chicha: Maisbier
- Guarapo: Zuckerrohrsaft mit Alkohol
- Singani: hochprozentiger, bolivianischer Schnaps aus Trauben
- Chuflay: Cocktail aus Singani und Ginger Ale

*Coca-Blätter werden in Bolivien sehr viel angebaut und sind weit verbreitet, besonders im Altiplano. Im Gegensatz zum weiterverarbeiteten Kokain sind die Blätter nicht illegal. Viele Bolivianer kauen die Blätter oder trinken sie als Tee. Coca hat eine heilende Wirkung, regt die Verdauung an und hilft gegen die Höhenkrankheit, Müdigkeit und Hunger.

Die meisten Bolivianer gehen auf dem Markt einkaufen. Dort wird viel Gemüse, Obst und Fleisch lose von Cholitas verkauft, den traditionell gekleideten, indigenen Bolivianerinnen. Ich finde die Märkte sehr spannend, da es dort immer für mich unbekanntes Gemüse und Obst gibt. Neben Lebensmitteln findet man auf den Märkten häufig aber auch andere Dinge wie Kleidung, Schreibwaren, Haushalts- oder Elektroartikel.

Bäcker gibt es nur wenige, meist werden Teigwaren auf der Straße verkauft oder in den Tiendas. Tiendas sind kleine Läden, die eigentlich alles verkaufen und es gibt sie an jeder Ecke.
Die am häufigsten gekauften Brote für den täglichen Verzehr sind Maraquetas ("normale" helle Brötchen) und Redondos (flache, weichere Brötchen mit etwas Käse). Dunkles Körnerbrot, wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es nicht.

Markt

Zum Brötchen wird oft Queso Criollo gegessen, eine der wenigen bolivianischen Käsesorten, die vom Geschmack her mit salzigem Schafskäse verglichen werden kann. Wer es lieber süß mag, der kann zu seinem Brötchen auch Dulce de Leche essen, ein seeehr süßer Brotaufstrich.

Natürlich gibt es hier neben den traditionellen Gerichten, dem günstigen Almuerzo und dem Straßenessen auch viele Restaurants mit internationaler Küche.

Ich persönlich mag am liebsten die Teigtaschen wie Empanadas oder Salteñas, die man wirklich an jeder Ecke auf der Straße kaufen kann. Das werde ich in Deutschland defintiv vermissen. In den letzten 2 Monaten werde ich also nochmal das Essen hier genießen, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht.

Liebe Grüße
Leona;)

Projekt - Centro de Creatividad Pre-Escolar

30Nov2019

Hier in La Paz ist jetzt langsam wieder die Normalität zurückgekehrt, auch wenn es immer noch ab und zu kleinere Unruhen gibt. Seit letztem Montag darf ich auch endlich wieder zur Arbeit und habe mich sehr gefreut, die Kinder wieder zu sehen.

Wovon ich euch hier noch gar nicht berichtet habe, ist, dass ich seit Anfang August vormittags mit den jüngeren Kinder arbeite. Vorher gab es für mich morgens wenig zu tun, da die Kinder aus meinem Kurs der 4.-6. Klässler erst nachmittags nach der Schule zu uns kommen. Seit jetzt knapp 4 Monaten darf ich aber vormittags zu den Kindern vom CCPE (Centro de Creatividad Pre-Escolar = Frühpädagogisches Kreativitätszentrum) hoch. Das CCPE ist der Bereich der Kleinkinder, der mit einem Kindergarten verglichen werden kann. Die Kinder sind den ganzen Tag von 8:30-16:30 bei uns und bekommen mehrere Mahlzeiten. Der Schwerpunkt liegt auf frühpädagogischer Erziehung im Bereich Frühförderung, Gesundheit und Ernährung, um die gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern. 
Das CCPE ist in zwei Kurse aufgeteilt: Die ganz Kleinen von 0-3 Jahren und die etwas Größeren von 3-4.

Ich arbeite mit den 3-4 jährigen, zusammen mit meiner Kollegin betreuen wir 12 Kinder. Mit spielerischen Aufgaben und vielseitigen Anregungen werden sowohl die motorische und koordinative Entwicklung, als auch die Feinmotorik der Kinder gefördert. Außerdem lernen die Kinder kognitive Fähigkeiten wie die Zahlen von 1-10, die Vokale und ihre Namen und darüberhinaus auch richtiges Benehmen, soziales Verhalten und Tischmanieren. Neben vielem Basteln, Malen und Singen gehen wir mit den Kindern jeden Montag in unseren Garten, um die Blumen zu gießen, und jeden Donnerstag in den Videoraum. Von den pädagogischen Grundlagen habe ich leider nicht so viel Ahnung wie meine Kollegin, aber ich unterstütze sie so gut ich kann in der Umsetzung der Projekte.

So sieht im Moment ein normaler Arbeitstag für mich aus:

vormittags (3-4 Jährige):
09:30 Frühstück (Milch und ein kleines Brötchen)
10:00 Begrüßung und Singen
10:30 Merienda (meistens Obst)
11:00 Aufgaben, Basteln, Malen, etc.
12:30 Mittagessen

nachmittags (4.-6. Klässler):
14:00 Hausaufgabenhilfe
16:00 Aktivitäten              
17:00 Tee&Brötchen                    
17:30 Feierabend

Basteln!Zahlen lernenMit Eierschalen basteln Schildkröten basteln Im Garten säen

Auch, wenn die Kinder manchmal ganz schön frech werden können, sind sie mir echt ans Herz gewachsen.
Da für die Kinder, sowohl die Großen als auch die Kleinen, bald die Ferien beginnen, ist es für mich schon langsam an der Zeit, Abschied zu nehmen. Die Sommerferien dauern hier ca. zwei Monate und wenn die Schule und das Centro im Februar wieder losgehen, werde ich nicht mehr hier arbeiten. Durch den verloren Monat, den ich nur zu Hause verbringen konnte, verging die Zeit echt schnell und es fällt mir schwer, mich zu verabschieden. Die letzten zwei Wochen werde ich nun noch mit den Kindern genießen, bevor es für alle in die Weihnachts- bzw. Sommerferien geht. Ich werde sie auf jeden Fall vermissen!

Liebe Grüße
Leona:)

Politische Situation - Update

17Nov2019

Wie ich ja schon berichtet hatte, kam es hier in Bolivien nach den Wahlen zu Unruhen auf den Straßen. Dazu möchte ich euch ein kleines Update geben, da in den letzten Wochen einiges passiert ist, was sogar in den deutschen Nachrichten berichtet wurde.

Nachdem sich sowohl die Proteste gegen den Präsidenten Evo Morales, als auch dessen Drohungen gegen seine Gegner immer weiter verschärft hatten und es zu vielen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei kam, schloss sich die Polizei am 08.11 den Demonstranten an und legte ihr Amt nieder. Dies führte zu großer Erleichterung auf Seiten der Regierungsgegner und der Druck auf den Präsidenten stieg.

Am Tag darauf wurde dann von der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) der Wahlbetrug der Partei Evo Morales bestätigt, welcher daraufhin nachgab und Neuwahlen ankündigte. Damit gaben sich die Demonstranten, die mittlerweile seit fast 3 Wochen gegen den bisher verleugneten Wahlbetrug protestierten, aber nicht zufrieden.

Nachdem am 10.11 dann auch noch die Militärführung Evo Morales nahelegte, zurückzutreten, um den Frieden im Land wieder herzustellen, kündigte dieser kurz darauf schließlich seinen Rücktritt an - eine Neuigkeit, mit der keiner gerechnet hatte. Diese Nachricht löste bei seinen Gegnern große Erleichterung aus, da sie ihren Kampf für die Demokratie gewonnen sahen.

 Allerdings wurden die Spannungen im Land dadurch nicht aufgehoben, im Gegenteil. Seine Anhänger sprechen von einem "Putsch" und fühlen sich betrogen, sind wütend und haben Angst um die Zukunft. In der Nacht nach Morales Rücktritt kam es zu heftigen Ausschreitungen und Vandalismus in mehreren Städten Boliviens; es wurden Busse und Häuser angezündet und Demonstranten, bewaffnet unter anderem mit Dynamitstangen, strichen durch die Straßen und richteten großen Schaden an. Die darauf folgenden Tage schien Bolivien dem Chaos verfallen, ohne Präsidenten, Polizei oder Militär, bis letztere schließlich eingriffen.

Einige Tage nach Morales Rücktritt wurde die Oppositionspolitikerin Jeanine Áñez zur Interimspräsidentin ernannt, bis zu den Neuwahlen im Januar. Dies sorgte für Empörung bei Morales Anhängern und die Proteste gehen weiter. Seit das Militär aber gegen die Krawalle vorgeht, hat sich die Lage etwas beruhigt.

In La Paz beschränken sich die Proteste jetzt nur noch aufs Zentrum und nicht mehr auf die ganze Stadt. Allerdings gibt es in der Nachbarstadt El Alto, in der viele Anhänger des ehemaligen Präsidenten leben, immer noch starke Ausschreitungen und Blockaden, weshalb die Ein- und Ausfahrt nach La Paz für Busse und Zulieferungen, wie beispielsweise von Benzin, blockiert sind.

Evo Morales hat unterdessen Exil in Mexiko gefunden und kündet seine baldige Rückkehr an. In diesem Fall droht ihm aber eine Verhaftung.
Er behauptet weiterhin, er wäre durch einen Putsch gestürzt worden. Da sein Rücktritt aber aufgrund der Demonstrationen der Bürger gegen den bestätigten Wahlbetrug und für ihre Demokratie stattfand, kann man nicht von einem Putsch sprechen.

Wie es jetzt weiter geht, weiß keiner so genau. Evo Morales hinterließ ein gespaltenes Land und es liegt jetzt in den Händen der Politiker, wieder Ruhe und Frieden einkehren zu lassen.

Weitere Informationen findet ihr in folgenden Artikeln:

"Sturz eines Idols" - Spiegel

"Es ist kein Putsch" - Zeit

 
Mir ist in diesen Unruhen nichts passiert und ich bin weiterhin in Sicherheit. Ich durfte die letzten drei Wochen aus Sicherheitsgründen nicht zur Arbeit und das Haus nicht verlassen.
Trotzdem ist es ein unwirkliches Gefühl, solche Ereignisse live mitzubekommen und um die Zukunft des Landes zu bangen. Ich hoffe, dass die Situation sich jetzt endlich beruhigen wird und wieder etwas Normalität einkehrt. Bis alle Wogen geglättet sind, wird es aber noch eine ganze Weile dauern.

Liebe Grüße
Leona

Todos Santos

02Nov2019

In Bolivien wird am 01. und 02.11 Todos Santos gefeiert. Dieses Fest verbindet die traditionellen Bräuche des lateinamerikanischen Día de los muertos (Tag der Toten) mit dem katholischen Fest Allerheiligen, welches die Spanier gemeinsam mit ihrer Religion nach Südamerika brachten.

Todos Santos ist ein Fest zu Ehren der verstorbenen Familienmitglieder. Dem Glauben nach steigen deren Seelen für einen Tag aus dem Himmel herab, um ihre Familie zu besuchen.
Die Seelen werden mit einem bunt geschmückten Altar empfangen. Neben Fotos der Verstorbenen, Blumen und Kerzen enthalten die Altare verschiedene Lebensmittel.
Die T'anta Wawas ("Kinder aus Brot") sind süße Gebäcke in Form von Personen mit bunten Gesichtern, die die Verstorbenen verkörpern sollen. Gebackene Leitern sollen den Seelen den Ab- und Aufstieg vom Himmel auf die Erde und wieder zurück ermöglichen. Manchmal bekommen sie dabei auch Hilfe von gebackenen Pferden oder Lamas, auf denen die Seelen ihren Weg antreten können. Meist beinhaltet der Altar auch noch andere süße Gebäcke, getrocknete Früchte, Süßigkeiten oder Alkohol, damit die Verstorbenen sich stärken und die Süße des Lebens genießen können.
Eine weitere Tradition ist es, das Brot in den Tagen nicht zu kaufen, sondern selber zu backen.

Viele Bolivianer besuchen an Todos Santos die Gräber ihrer Ahnen auf dem Friedhof und richten dort den Altar ein, andere Familien empfangen die Seelen in ihrem Haus.

T'anta Wawas und anderes Gebäck auf dem Markt Musik auf dem Friedhof

Um 12 Uhr am 01.11 kommen die Seelen der Verstorbenen pünktlich zum Mittagessen bei ihren Familien an, um mit ihnen gemeinsam ihr Lieblingsgericht zu genießen, welches zu diesem Anlass extra zubereitet wird.
Die Seelen begleiten einen ganzen Tag lang ihre Familie, bis sie am 02.11 nach dem Mittagessen wieder in den Himmel zurückkehren.

Todos Santos ist kein Fest der Trauer, im Gegenteil, es wird viel gesungen, gebetet und gefeiert. Die Menschen genießen die gemeinsame Zeit mit ihren Liebsten und feiern die Toten.
Für diesen wichtigen Tag wurden sogar fast alle Blockaden und Proteste pausiert und die Menschen waren friedlich.

Ich durfte diese Tradition mit meiner Gastfamilie miterleben, die ihre verstorbenen Familienmitglieder empfangen hat. Mir gefällt dieser Brauch sehr, da man an die Toten denkt, sie ehrt und sich darüber freut, dass sie bei einem sind, anstatt zu trauern.

Liebe Grüße
Leona;)

Wahlausgang in Bolivien

30Okt2019

Wie ihr vielleicht in den Nachrichten mitbekommen habt, ist die politische Situation in Bolivien gerade sehr unruhig.

Am Sonntag, den 20.10, haben hier in Bolivien die Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Dabei war die große Frage, ob bisheriger Präsident Evo Morales erneut zum Präsidenten gewählt werden würde, oder nicht. Die Wahlergebnisse haben für große Empörung gesorgt.

Wenn ihr Genaueres zum Wahlausgang und zu Evo Morales wissen möchtet, kann ich folgende Artikel empfehlen, die die Situation deutlich besser zusammen fassen, als ich es könnte:

"Bolivien hat 'Nein' gesagt" - Spiegel

"Rätselhafte Teilergebnisse in Bolivien lösen Proteste aus" - Spiegel

"Bolivien sagt Nein" - Zeit

"Morales droht eigenem Land mit Belagerung" - Frankfurter Allgemeine

Seit über  einer Woche gehen viele Bolivianer nun immer wieder auf die Straße, um für ihre Demokratie zu kämpfen.
Täglich protestieren tausende Menschen mit der bolivianischen Flagge vor wichtigen Gebäuden der Regierung, um ihre Wut zum Ausdruck zu bringen. Es werden auch wichtige Straßen blockiert und somit der Verkehr in der Stadt lahmgelegt. Leider bleiben die Proteste nicht friedlich, es kommt häufig zu Ausschreitungen und Randalen in der Konfrontation mit Regierungsanhängern.

Mir und den anderen Freiwilligen geht es gut. In der ersten Woche fanden die Proteste nur im Zentrum statt und man hat außerhalb gar nichts davon mitbekommen, sodass ich ganz normal zur Arbeit gehen konnte. Seit letztem Wochenende sind die Blockaden und Proteste nun auch in der Zona Sur, in meiner Nähe. Deshalb wurden wir gebeten, das Haus aus Sicherheitsgründen nicht zu verlassen und nicht zur Arbeit zu gehen. Solange man sich aber von den Demonstrationen fernhält, droht uns bisher keine Gefahr.

Ich fühle mich hier im Haus sicher und bekomme von außen kaum etwas mit. Auch in den Nachrichten und sozialen Netzwerken sind die Informationen sehr durcheinander, sodass ich leider keinen Überblick über die Ereignisse habe.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Menschen frustriert sind und ihre Wut zum Ausdruck bringen wollen. Trotzdem hoffe ich, dass eine Lösung gefunden wird und die Situation sich bald wieder beruhigt.

Ich werde euch berichten.

Liebe Grüße
Leona

Leben in zwei Gastfamilien

27Okt2019

In letzter Zeit war bei mir nicht so viel los, von dem ich berichten könnte.
Im August habe ich meine Gastfamilie gewechselt und fühle mich sehr wohl in meinem neuen zu Hause, weshalb ich die Zeit der letzten drei Monate viel mit ihnen verbracht habe und nicht mehr gereist bin. Es ist auch mal ganz schön, eine Weile hier in La Paz zu verbringen und die Zeit hier zu nutzen, um Kontakte aufzubauen.

Dass ich meine Gastfamilie wechseln musste, lag nicht daran, dass ich Probleme in meiner ersten Familie hatte. Allerdings ist meine ehemalige Gastschwester im Juli von ihrem Auslandsjahr in der Schweiz wiedergekommen und es gab keinen Platz mehr für mich, weshalb ich umziehen musste.

Für mich war das aber kein Problem, da ich mich mit meiner neuen Familie super verstehe und mich sehr wohl fühle. Außerdem hatte ich so die Chance, nochmal ganz andere Facetten des bolivianischen Familienlebens, sowie eine andere Zone und somit auch eine andere Perspektive kennenzulernen.

In meiner ersten Gastfamilie habe ich gemeinsam mit meinen Gasteltern und meinem 12-jährigen Gastbruder in einer kleinen Wohnung in Sopocachi gewohnt.
Bis Anfang des Jahres hatte die Familie noch in Cochabamba gelebt; da mein Gastvater aber einen wichtigen Rang beim Militär belegt und nach La Paz verlegt wurde, musste die gesamte Familie umziehen. Dieser spontane Umzug war noch deutlich zu spüren: Auf die Schnelle hatten sie nur eine kleine Wohnung statt, wie zuvor in Cochabamba, ein großes Haus gefunden und mussten sich erst einmal mit dem wenigen Platz arrangieren. Außerdem hat meine Gastmutter nicht so schnell eine Arbeit in La Paz finden können und musste zunächst weiterhin in Cochabamba arbeiten, weshalb sie nur alle zwei Wochenenden zu uns nach La Paz kam.

Mein Gastvater und mein Gastbruder sind unter der Woche sehr früh los und kamen meist gegen 19 Uhr nach Hause. Manchmal haben wir noch zusammen zu Abend gegessen, meistens sind die beiden aber erschöpft in ihren Zimmern verschwunden, sodass wir uns in der Woche kaum gesprochen haben. Das Wochenende diente für sie zur Erholung von der anstrengenden Arbeits-/ Schulwoche, weshalb sie es am liebsten im Bett beim Fernsehgucken verbrachten. Ab und zu wurde noch etwas unternommen, wie auf den Markt zu gehen oder mit meinem Gastbruder zur Nachhilfe zu fahren. Manchmal hat meine Gastmutter auch etwas gekocht oder wir sind zusammen Mittagessen gegangen.

Aufgrund der sehr ruhigen Wochenenden meiner Familie, die sie am liebsten im Bett verbrachten, habe ich häufiger eigenständig etwas mit Freunden unternommen, anstatt alleine in meinem Zimmer zu sitzen. Dadurch konnte ich leider keine enge Bindung zu meiner Gastfamilie aufbauen. Ich hatte allerdings auch nicht das Gefühl, dass von ihrer Seite großes Interesse bestand, weshalb ich mich mit unserem oberflächlichen Verhältnis zufrieden geben musste.

Zu Beginn unseres Auslandsjahres wurden wir darauf vorbereitet, dass für viele Bolivianer die Familie sehr wichtig ist und besonders am Wochenende immer zusammen gegessen wird. Außerdem soll es in vielen Familien unüblich sein, sich zurückzuziehen und seine Zimmertür zu schließen. Deshalb hat es mich anfangs verwundert, dass meine Gastfamilie mir gegenüber sehr verschlossen war und immer bei geschlossener Tür in ihrem Zimmer Fernsehen schaut.
Mit der Zeit habe ich aber erkannt, dass eben nicht jede bolivianische Familie gleich ist und diese Familie einfach nicht die "Klischees" erfüllt.

Meine neue Gastfamilie ist ganz anders. Ich lebe nun mit meinem neuen Gastvater, zwei Gastbrüdern (15 und 17) und einer Gastschwester (22) zusammen. Meine älteste Gastschwester (26) lebt mit ihrem Mann und ihrem 2-jährigen Sohn zusammen und kommt immer an den Wochenenden vorbei. Die Eltern meiner Gastgeschwister sind getrennt, allerdings sind die Jungs jedes zweite Wochenende und auch zwei Tage unter der Woche bei ihrer Mutter.
Wir wohnen in einem Haus mit einem sehr schönen Garten. Mein Zimmer liegt allerdings nicht im Haus, sondern in einer kleinen "Gartenhütte", in der sich auch die Garage und die Wäschekammer befinden. Dadurch bin ich etwas abgelegen vom Rest der Familie und habe, wenn ich will, meine Privatsphäre um mich zurückzuziehen.

Unter der Woche frühstücken wir alle zusammen, bevor sich jeder auf den Weg zur Arbeit/ Schule/ Uni macht. Zum gemeinsamen Mittagessen kann ich leider nicht nach Hause kommen, da ich über eine Stunde zur Arbeit brauche, aber abends setzen wir uns öfter noch kurz zusammen, trinken einen Tee und erzählen von unserem Tag. Wie viele bolivianische Familien haben wir eine Haushaltshilfe, die in der Woche für uns kocht und das Haus putzt.
Am Wochenende gehen wir meistens essen oder jemand kocht zu Hause. Dabei haben wir oft Besuch: von meiner ältesten Gastschwester und ihrer Familie, von Freunden meines Gastvaters oder von anderen Familienmitgliedern. Deshalb ist eigentlich immer was los. Oft unternehmen wir auch etwas zusammen: gehen ins Fußballstadion (meine Familie ist großer Fan vom Verein "Tigre"), ins Kino oder zu einer Veranstaltung in der Schule meiner Gastbrüder.

Mein Gastvater ist Arzt und arbeitet deshalb sehr viel, trotzdem versucht er immer, für uns da zu sein. Mit ihm kann man außerdem super interessante und reflektierende Gespräche führen, da er sehr gebildet ist und viele verschiedene Perspektiven kennt und versteht. Er ist generell sehr offen und kann sich gut in andere hineinversetzen. Mit meinen Gastgeschwistern verstehe ich mich auch sehr gut, manchmal unternehmen wir etwas zusammen oder unterhalten uns über alles mögliche.
Ich fühle mich wirklich wie ein Teil der Familie und bin sehr dankbar, dass sie mich so in ihre Familie aufnehmen.

 Mit meiner ersten Gastfamilie habe ich in Sopocachi gewohnt. Sopocachi liegt im Zentrum nahe der Innenstadt, wodurch alles gut und schnell zu erreichen ist. Ich würde es als das "Szeneviertel" von La Paz bezeichnen. Es gibt viele hippe Cafés und Restaurants und ist eher von der Mittel- und Oberschicht bewohnt, auch von vielen Europäern. Trotzdem liegt es nicht abgegrenzt von anderen Gesellschaftsgruppen.

Jetzt lebe ich in Irpavi, einem Viertel in der Zona Sur. Die Zona Sur liegt im Süden etwas abgegrenzt vom Rest der Stadt und wird von der Ober- und Mittelschicht bewohnt. Sie unterscheidet sich sehr deutlich vom Zentrum La Paz´. Die Geschäfte und Restaurants sind teurer, es gibt zahlreiche europäische und US-amerikanische Marken und importierte Waren und es lassen sich viele westliche Trends erkennen.
Irpavi liegt zwar deutlich abgelegener als Sopocachi und ich brauche sowohl ins Zentrum, als auch zur Arbeit wesentlich länger als zuvor, dafür ist es hier allerdings sehr viel ruhiger, grüner und auch wärmer.

Für mich ist es sehr interessant, diesen Kontrast zwischen den verschiedenen Stadtteilen und auch verschiedenen Gesellschaftsschichten zu beobachten, zwischen Moderne und Tradition. Und obwohl sie so unterschiedlich sind, ist es beides ein Teil Boliviens, ein Teil der Kultur und der Lebensweise und ich bin froh, beide Facetten kennenlernen zu können.

Blick aus dem Fenster in SopocachiBlick aus dem Fenster in Irpavi

Ich versuche, die letzten Monate mit meiner Gastfamilie zu genießen, denn in vier Monaten komme ich schon wieder zurück nach Deutschland. Die Zeit vergeht so schnell!

Liebe Grüße
Leona

 

Proyecto de mi Vida

24Sept2019

Vor einigen Monaten habe ich bei meiner Arbeit ein kleines Projekt gestartet, in dem die Kinder Blätter zu verschiedenen Themen gestalten sollten. Dabei war mein Ziel, dass sie sich mehr mit sich selbst, mit ihrem Leben und ihrer Zukunft beschäftigen, aber auch, dass ich etwas mehr über die Kinder lernen kann.
Zu Beginn habe ich mit fast allen Kindern aus meinem Kurs gearbeitet. Da das Interesse bei einigen aber nicht sehr groß war, blieben am Ende nur noch zehn Kinder, mit denen ich nun letztendlich das Projekt abgeschlossen habe.

Die verschiedenen Themen waren:

  1. Wer bin ich?
  2. Was bedeutet mein Name?
  3. Mein Porträt
  4. Wo ich wohne
  5. Meine Familie
  6. Mein Stammbaum
  7. Dinge, die ich gerne mag
  8. Meine Stärken
  9. Meine Wünsche und Ziele

Aus den fertigen Blättern habe ich kleine Hefte binden lassen, sodass die Kinder am Ende ihr fertiges Ergebnis in den Händen halten konnten. Ich hatte das Gefühl, dass es den Kindern Spaß gemacht hat und hoffe, dass sie auch etwas aus diesem Projekt mitnehmen.

Die Kinder mit ihren stolzen Ergebnissen

Liebe Grüße
Leona;)

Reise durch Bolivien - Copacabana

27Aug2019

Das letzte Ziel unseres Urlaubs ist Copacabana am Titicacasee.
Der Ort ähnelt einem Urlaubsort an der Ostsee, alles ist entspannt und entschleunigt, die Leute schlafen lange und verbringen den Tag am Strand. Auch hier gibt es viel Artesania sowie schicke Cafés und Restaurants. Für uns ist es eine gute Gelegenheit, mal etwas runterzukommen und uns von den vielen langen Busfahrten der letzten Tage zu erholen.

Wenn man nicht weiß, dass man an einem See ist, sieht es aus wie das Meer, das Bolivien sich so wünscht, soweit erstreckt sich das Wasser. Nur der Salzgeruch fehlt in der Luft. Das fehlende Meer ist ein wunder Punkt in der Geschichte und im Stolz Boliviens.

Vor Copacabana liegen zwei kleine Inseln, die Isla del Sol und die Isla de la Luna. Mit einem Boot gelangt man zu den Inseln, auf denen es einige Relikte der Inkas zu besichtigen gibt. Allerdings hat man bei der Tagestour auf den Inseln nur wenig Zeit, sodass man nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten zu sehen bekommt und durchgehend von einem Touristenpulk umgeben ist. Dadurch bekommt man wenig von der eigentlichen Inka-Kultur mit und macht die Tagestour meiner Meinung nach nicht lohnenswert.

Templo de la Fertilidad (Isla de la Luna)Auf der Isla del Sol

Nach ein paar erholsamen Tagen in Copacabana geht es für uns schließlich zurück nach La Paz und wieder zur Arbeit.

Liebe Grüße

Leona;)

Reise durch Bolivien - Salar de Uyuni

17Aug2019

Das nächste Ziel unseres Urlaubs ist Uyuni. Von dort aus starten die Touren zum Salar de Uyuni, die größte Salzwüste der Welt und wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Boliviens. Sie hat eine Ausdehnung von ca. 11.000 km² und liegt im Altiplano auf ungefähr 3600m Höhe. Die Region lebt vor allem vom Salzabbau und vom Tourismus.

Mit einem Jeep geht es erst einmal zum "Cementerio de Trenes" (Eisenbahnfriedhof), an dem nicht mehr einsatzfähige Züge liegen.

Cementerio de Trenes

Danach folgt eine lange Fahrt über eine unendliche, weiße Fläche. In alle Richtungen erstreckt sich das Salz und lässt Entfernungen verschwimmen. Ohne Sonnenbrille kann man so gut wie nichts sehen, da die Sonne so stark von der weißen Oberfläche reflektiert wird. Mitten in der Wüste liegt die "Isla Incahuasi", eine kleine, von Kakteen übersäte Insel, die aus der eintönigen Umgebung stark hervorsticht.

Die SalzwüsteIsla Incahuasi

Tagsüber ist es in der Salzwüste recht warm durch die starke Sonneneinstrahlung, aber sobald die Sonne untergeht, sinken die Temperaturen schlagartig ab auf bis zu -15°C. Da es aber in den Unterkünften keine Heizungen gibt, sollte man das warme Bett nachts am besten nicht verlassen;)

Die nächsten beiden Tage verbringen wir in der Gegend des "Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa", einem Nationalpark südlich des Salar de Uyuni. Er grenzt an Chile und Argentinien und liegt in der "Cordillera Occidental" der Anden, weshalb er sich in einer Höhe von 4000-5000m befindet. In den Bergen liegen viele wunderschöne Lagunen, an den unzählige Flamingos siedeln, und einige aktive Vulkane.

FlamingosÁrbol de piedraLaguna Colorada

Nachts kann man einen unglaublichen Sternenhimmel betrachten, da weit und breit kein störendes Licht zu sehen ist und wir uns sehr hoch befinden. Früh am letzten Morgen können wir dann noch Geysire besichtigen und den Sonnenaufgang in den heißen Quellen genießen, bevor es auf einem langen Weg durch atemberaubende Landschaften wieder zurück nach Uyuni geht.

Ein kläglicher Versuch, den Sternenhimmel einzufangenGeysirSonnenaufgang an den heißen QuellenRückweg durch den Altiplano

Auch wenn die Uyuni-Touren sehr beliebt und deshalb von Touristen überfüllt sind, findet man trotzdem ruhige Orte, an denen man die wunderschöne Natur genießen kann. Ich kann sie jedem Bolivien-Besucher sehr ans Herz legen.

Ganz liebe Grüße
Leona;)

Projekt Update

02Aug2019

Bevor es mit unserer Reise weitergeht, hier ein kleines Update aus meinem Projekt. Ich habe lange Zeit nicht mehr aus meinem Projekt berichtet, deshalb möchte ich euch über die letzten Monate auf dem Laufenden halten.

Im CISMA bieten wir immer wieder kleinere Aktionen für die Kinder an, in denen wir ihnen aktiv und spielerisch Themen wie Ernährung und Gesundheit, aber auch Schulinhalte näher bringen wollen.

Vor einigen Wochen haben wir nachmittags beispielsweise draußen auf dem Hof viele kleine Spiele aufgebaut, mit denen die Kinder ihr logisches Denken und ihre mathematischen Fähigkeiten testen und üben konnten.

Auch Werte wie Respekt, Toleranz, Solidarität und Ehrlichkeit spielen eine große Rolle im CISMA und wurden mit den Kindern besprochen.

Darüberhinaus haben wir uns eine Woche lang gemeinsam mit den Kindern mit gesunder Ernährung beschäftigt. Dafür wurde unter anderem ein Puppentheater zum Thema aufgeführt, um das Interesse der Kinder zu wecken. Am Ende der Woche gab es ein Apthapi, das ist eine Art andinisches Picknick, bei der das ausgebreitete Essen mit allen geteilt wird. Allerdings wird ohne Besteck und Teller sondern nur mit den Händen gegessen, was es für mich etwas komplizierter machte. Selbstverständlich wurde bei diesem Apthapi großer Wert auf gesundes Essen gelegt und wir konnten sogar den selbst angebauten Salat aus unserem Garten dafür ernten.

Apthapi

Bei einer weiteren Aktion zur gesunden Ernährung haben wir vor der Schule der Kinder einige Stände aufgebaut, an denen sowohl die Kinder nach der Schule, als auch die Familien aus der Umgebung vorbeikamen. Die Educadores hatten vorher extra nahrhaftes, günstiges und einfach zuzubereitendes Essen vorbereitet, dass dort für günstige Preise verkauft wurde. Außerdem gab es einen kleinen Infostand zum Thema Gewaltprävention, sowie eine Ausstellung der Gegenstände, die wir gemeinsam mit den Kindern gebastelt hatten.

Feria de Alimentación saludable Manualidades

Ein weiteres, wichtiges Thema im CISMA, das wir den Kindern immer wieder nahe zu bringen versuchen, ist die Zahnhygiene. Einige der Jugendlichen haben dazu ebenfalls in einem Puppentheater erklärt, wie man Karies durch gesunde Ernährung und regelmäßiges Zähneputzen vorbeugen kann.

Títeres de Higiene dental

Zum "Día del reciclaje" (Tag des Recycelns) am 17.05 wurde eine kleine Marcha (Streik/ Umzug) durch die Umgebung organisiert. Dafür hatten die Kinder extra Plakate gebastelt mit verschiedenen Nachrichten zur Müllvermeidung. Auf dem Weg durch die Straßen konnten die Kinder außerdem viele weggeworfene Plastikflaschen einsammeln, aus denen wir dann später gemeinsam verschiedene nützliche Gegenstände gebastelt haben.
Leider gibt es in Bolivien kein Pfandsystem, weshalb die meisten Plastikflaschen nach ihrem einmaligen Gebrauch im Müll oder auf der Straße landen. Da man das Leitungswasser hier nicht trinken kann, ist der Verbrauch von Plastikflaschen sehr hoch. Deshalb freue ich mich darüber, dass wir zumindest bei uns im Projekt versuchen, die Flaschen weiter zu verwerten und damit auch den Kindern und Familien Ideen zur Nutzung von Plastikflaschen geben.

Auch zum "Día del medio ambiente" (Tag der Umwelt) am 05.06 wurde das Thema der Müllvermeidung thematisiert, genauso wie einige andere Ansatzpunkte zum Umweltschutz, die wir mit den Kindern besprechen konnten. Mich freut es sehr zu sehen, wie die Nachrichten bei den Kindern ankommen und sie verstehen, warum sie ihr Bonbon Papier vielleicht lieber in den Mülleimer als auf den Boden werfen oder warum sie einen Stoffbeutel mit zum Einkaufen nehmen sollten. Trotzdem ist das Bewusstsein für Umweltschutz leider bei vielen immer noch sehr gering.

Mir gefallen die vielen Aktionen, die bei uns im Projekt gestartet werden, da dadurch der Fokus nicht nur auf den Hausaufgaben liegt und der Tag für die Kinder etwas aktiver und abwechslungsreicher ist. Außerdem wird dadurch ein Bewusstsein für wichtige Themen sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern geschaffen, was langfristig hoffentlich für eine positive Veränderung sorgt.

Liebe Grüße
Leona;)

Reise durch Bolivien - Abstecher nach Argentinien

27Juli2019

Weiter ging unsere Reise in Argentinien. Über die Grenze nach Argentinien zu gelangen ist aber erst mal gar nicht so einfach, wie wir es aus Europa gewohnt sind. Mit vielen anderen Reisenden mussten wir einige Zeit anstehen, um unsere Dokumente vorzuzeigen und unsere Taschen kontrollieren zu lassen. Endlich in Argentinien angekommen, gehen die Kontrollen auf der Autobahn weiter. Andauernd fahren wir durch Kontrollpunkte und werden teilweise sogar angehalten und durchsucht. Die Tatsache, dass richtige Autobahnen existieren, auf denen viele private Autos fahren, überrascht mich, da ich aus Bolivien die einspurigen, teilweise nicht geteerten Überlandstraßen gewohnt bin, die die großen Städte verbinden und fast ausschließlich von Bussen und Transportern befahren werden.

Allgemein bin ich sehr überrascht, wie stark sich dieser Teil Argentiniens von Bolivien unterscheidet, obwohl wir doch noch so nahe an der bolivianischen Grenze sind. Generell wirkt es auf mich viel europäischer als Bolivien. Der Straßenverkehr ist sehr geregelt, es fahren Linienbusse und es ist viel Polizei auf den Straßen unterwegs. Es gibt kaum kleine Tiendas oder Straßenverkäufer, Cholitas habe ich keine gesehen. Auch vom Aussehen unterscheiden sich die Menschen stärker als ich erwartet habe. Ein Großteil der Menschen in der Stadt hat hellere Haut und Haare als die meisten Bolivianer und die Fußgängerzone in der Innenstadt mit vielen westlichen Marken hätte auch in Deutschland sein können.
Ich fühle mich irgendwie unwohl, da alles seltsam fremd ist. Dadurch fällt mir das erste Mal auf, wie sehr ich mich mittlerweile an Bolivien und die bolivianische Lebensart gewöhnt habe.

Unser Ziel ist die nordargentinische Stadt Salta. Leider gefällt uns die Stadt nicht so gut, wie erhofft. Sie wirkt auf uns sehr grau und viele der Häuser sind in einem schlechten Zustand. Am Rande der Stadt steht ein Hügel, von dem aus man einen guten Blick über die gesamte Stadt hat, aber auch von oben wirkt das Stadtbild eher trostlos.

Salta von oben

Da uns die Stadt nicht so gut gefällt, bleiben wir nur einen Tag und fahren danach weiter in die Region Jujuy. Die durch die Anden geprägte Region ist von Bergen und Hügeln in vielen verschiedenen Farben durchzogen und mit Kakteen übersät. Eine große Attraktion ist der "Cerro de los Siete Colores" (Berg der sieben Farben) bei Purmamarca, der durch verschiedenfarbige Sedimentschichten entstanden ist. Aber auch der Rest der Region bietet wunderschöne Landschaften. Außerdem kommen wir durch einige süße Orte wie Tilcara und Humahuaca.

Cerro de los siete coloresPurmamarcaTöpferarbeiten in Humahuaca

Von dort aus geht es auch schon wieder zurück nach Bolivien. An der Grenze in die andere Richtung geht es um einiges schneller, da wir nur einen Stempel bekommen und niemand durchsucht und befragt werden muss. Auch wenn wir nur zwei Tage in Argentinien waren, fühle ich mich wohl, wieder in Bolivien zu sein, wo ich mich einigermaßen auskenne und zurechtfinde.

Zurück in Bolivien ist unsere Reise aber noch lange nicht zu Ende. Über unser nächstes Ziel berichte ich euch in einigen Tagen.

Liebe Grüße
Leona;)

Reise durch Bolivien - Santa Cruz, Samaipata und Tarija

20Juli2019

Die letzten 2,5 Wochen bin ich gemeinsam mit meinem Freund, der aus Deutschland zu Besuch war, durch Bolivien gereist. Da wir ziemlich viel gesehen und erlebt haben, werde ich die Reise in mehrere Blogeinträge aufteilen.

Unser erster Halt war Santa Cruz. Ich war zwar bereits vor einigen Monaten in Santa Cruz, habe da aber nicht viel von der Stadt sehen können. Santa Cruz ist eine sehr große Stadt, mit viel Verkehr und vielen Menschen. Das Zentrum mit der Plaza ist recht schön, aber ansonsten fand ich persönlich die Stadt recht eintönig und grau.

La Catedral

Wir sind allerdings auch nicht lange in Santa Cruz geblieben, sondern von dort aus weitergefahren nach Samaipata, einen circa drei Stunden von Santa Cruz entfernten Ort.

Samaipata liegt zwischen den Anden und dem Tiefland und ist von grünen Hügeln umgeben. Es ist ein wirklicher ruhiger und süßer Ort mit viel Artesania (Handwerkskunst wie z.B. Makremee), Cafés, Restaurants und Hostels.

Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Weltkulturerbe "Fuerte de Samaipata", eine Ruinenstadt der Inkas. Dort kann man in den Stein gehauene Symbole und Formen, die auf religiöse und spirituelle Rituale zurückzuführen sind, sowie erhaltene Teile alter Gebäude besichtigen. Allerdings fand ich es ehrlich gesagt etwas enttäuschend, da viele der Steinformen nicht gut erhalten und nur schwer zu erkennen waren und es insgesamt nicht mehr wie eine wirkliche Inkastadt wirkte.

Fuerte de Samaipata

Um einiges spannender war für uns der kleine Zoo in der Nähe des Ortes, der aufgefangene Wildtiere beherbergt. Die Tiere waren nicht in ihren Gehegen gefangen, sondern konnten sich frei bewegen, sodass die Besucher sich ihnen wirklich nähern konnten, sofern die Tiere darauf eingingen. Von Hunden, Affen, Nasenbären und Schweinen über Papageien und Tukane bis hin zu Lamas und Leoparden war alles dabei. Mir hat der von Freiwilligen geführte Zoo wirklich sehr gut gefallen, da die Tiere dort ein freies und friedliches Leben zu führen scheinen.

Von Samaipata ging es für uns weiter nach Tarija im Süden Boliviens. Die Stadt hat mich wirklich begeistert, es ist alles viel ruhiger und entspannter als ich es bisher aus bolivianischen Städten gewohnt bin. Der Straßenverkehr ist geregelt und ruhig, es gibt viele Parks und grüne Plätze, an denen man sich wirklich zurückziehen kann, und selbst im Zentrum sieht man kaum Touristen. Bekannt ist Tarija für seine Weine und die Weintouren. Da wir aber beide keine Wein-Fans sind, haben wir diese nicht probiert.

Tarija

In den nächsten Wochen werde ich euch von den weiteren Erlebnissen unserer Reise berichten. Jetzt heißt es für mich aber erstmal, mich zurück in den Arbeitsalltag einzufinden.

Liebe Grüße
Leona;)

Ab in die Pampa!

25Juni2019

Da dieses Jahr die bolivianischen Feiertage Fronleichnam und Aymara Neujahr direkt hintereinander auf einen Donnerstag und Freitag fielen, gab es für uns ein langes Wochenende. Das musste natürlich ausgenutzt werden.
Für mich und vier weitere Freiwillige ging es auf in die Pampa. Dies ist eine tropische Feuchtsavanne im Amazonasgebiet Boliviens. Pampa ist Quechua und bedeutet soviel wie "Ebene".

Um dorthin zu gelangen, mussten wir zunächst einmal in den Ort Rurrenabaque im nördlichen Tiefland fahren. Die Fahrt dorthin dauert ca. 12 Stunden mit dem Bus und ist nicht besonders angenehm, da die Strecke über sehr unebene Wege direkt am Abgrund führt und die Busse auch nicht die neusten und komfortabelsten sind. Trotzdessen sind wir heil angekommen und konnten von Rurrenabaque aus unsere dreitägige Tour in die Pampas starten.
Nach einer weiteren dreistündigen Autofahrt erreichten wir den Fluss Yacuma. Dieser ist ein Nebenfluss des Beni, welcher wiederum in den Amazonas mündet.

Der Río Yacuma schlängelt sich durch das komplette Pampas Gebiet und ist dadurch Ausgangspunkt der Touren. Vom Boot aus kann man zahlreiche Tiere beobachten, wie Alligatoren, Kaimane, viele verschiedene Vögel, Affen und Flussdelfine.

Río Yacuma

Alligatoren und Kaimane lassen sich durch ihre Größe und Farbe unterscheiden. Während die gelb-grünen Alligatoren bis zu 2,5 Meter lang werden, können die schwarzen Kaimane bis zu 6 Meter lang werden. Außerdem sind die Kaimane sehr aggressiv, wohingegen die Alligatoren eher menschenscheu sind. Beide Arten liegen tagsüber meist regungslos und mit geöffnetem Mund am Ufer, um Energie für die nächtliche Jagd zu tanken.

Ein Alligator

Neben den Krokodilsarten gibt es auch viele verschiedene Vögel, beispielsweise Fischreiher oder den bunten Serere.

Ein Serere

Auch Capybaras (Wasserschweine) leben am Ufer des Flusses, ebenso wie einige Schildkröten.

ein Capybara

Im Fluss fühlen sich darüberhinaus auch Piranhas besonders wohl. Diese durften wir auch vom Boot aus angeln, und hatten mit unserer ausgiebigen Beute genug für´s Abendessen gefangen. Ich musste allerdings feststellen, dass Piranhas sich vom Geschmack nicht von anderen mir bekannten Süßwasserfischen unterscheiden.

Besonders süß waren die kleinen Chichilo Äffchen (bolivianische Totenkopfaffen), die in den Bäumen am Ufer des Flusses leben. Zunächst haben sie unsere Boote nur von den Ästen aus beobachtet, aber als einer der Guías eine Banane auspackte, hielt es sie nicht mehr in den Bäumen und sie trauten sich zu uns hinunter auf´s Boot. Die kleinen Äffchen waren überhaupt nicht scheu und sprangen sogar auf unsere Köpfe und fraßen aus unseren Händen.

Mein absolutes Highlight waren neben den Äffchen allerdings die rosa Flussdelfine. Leider haben sie sich nie vollständig gezeigt, aber immer wieder tauchte vor dem Boot eine Schnauze oder eine Flosse auf. Am letzten Tag konnten wir sogar mit ihnen schwimmen. Obwohl das Wasser des Río Yacuma sehr dreckig aussieht, ist es sehr angenehm, darin zu schwimmen, abgesehen von der starken Strömung. Und wir hatten sogar das Glück, dass sich die Delfine sich uns bis auf wenige Meter genähert haben. Es ist schon ein einzigartiges Erlebnis, so nah an so beeindruckenden Tieren zu schwimmen. Und dass nur wenige Meter entfernt am Ufer ein Alligator auftauchte, machte das Ganze noch etwas aufregender.

Auf dem Rückweg konnten wir sogar noch ein Faultier entdecken, allerdings nur ganz oben im Baum.

Anakondas konnten wir leider keine finden, auch wenn wir zwei Stunden lang im Sumpf nach ihnen gesucht haben.

Außerdem konnten wir sowohl den Sonnenuntergang als auch den Sonnenaufgang über der Sumpflandschaft beobachten, welches sehr schöne Naturphänomene waren.

Sonnenaufgang

Mir hat die Tour sehr gefallen, da die Natur und die Tiere mich sehr fasziniert haben. Auch die Unterkunft am Ufer des Flusses in kleinen Hütten mit Moskitonetzen über den Betten und Hängematten vor den Türen haben das Dschungelfeeling noch verstärkt.

Ich hoffe, noch einmal die Gelegenheit zu haben, den richtigen Dschungel kennenzulernen.

In den nächsten Wochen bin ich im Urlaub und werde hier nichts hochladen können, aber wenn ich wieder in La Paz bin, werde ich von meinen Erlebnissen berichten.
Auch von meinem Projekt werde ich nach dem Urlaub ein kleines Update liefern, da in den letzten Monaten einiges Spannendes passiert ist.

Bis dahin liebe Grüße
Leona;)

Ein Wochenende in der weißen Stadt

27Mai2019

Letztes Wochenende war ich in Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt Boliviens. Sie wird auch die "weiße Stadt" genannt, da die Häuser im Zentrum und in der Altstadt fast alle weiß sind und der Stadt somit ein sehr schönes und helles Stadtbild verleihen. Insgesamt ist Sucre nicht sehr groß, sodass man das meiste zu Fuß erreichen kann und alles nahe des Zentrums liegt. Das Klima ist angenehm warm und es gibt viele Parks und Grünanlagen.
Allerdings ist die Stadt sehr überfüllt mit europäischen Touristen und Backpackern, dementsprechend findet man an jeder Ecke mehrere Hostels und Gringo-Cafés. Für die zwei Tage, in denen ich da war, hat es mir gut gefallen, aber auf Dauer würde mich der europäische Flair etwas stören.

Am Samstag, den 25.05, war zufällig auch "Día de Sucre", an dem die Bevölkerung die Unabhängigkeit von Spanien feiert. Deshalb gab es einige Paraden durch die Stadt und sehr viele Feiern und Feste. Allerdings war es natürlich auch sehr voll auf den Straßen und um einiges teurer als sonst.

Mir hat der Ausflug nach Sucre sehr gefallen, da ich nun eine Stadt mehr in Bolivien kenne und ich die anderen deutschen Freiwilligen dort wieder treffen konnte.

Liebe Grüße
Leona;)

 La Plaza de la Libertad

Abenteuer in Torotoro

14Mai2019

Am ersten Mai-Wochenende wurde wieder eine AFS-Reise angeboten, diesmal in den Nationalpark Torotoro zwischen Cochabamba und Sucre.
Da die Reise Freitagabend von Cochabamba aus startete und wir schon früh morgens dort ankamen, hatten wir noch den ganzen Freitag Zeit, um uns die Stadt anzuschauen. Mir hat Cochabamba sehr gut gefallen, da es eine sehr grüne Stadt ist mit vielen Parks und Bäumen. Außerdem ist es dort irgendwie ruhiger und nicht so hektisch und chaotisch wie hier in La Paz. Das Klima ist auch um einiges milder.

Vom Cristo de la Concordia, der hoch auf einem Hügel über die ganze Stadt wacht, hatte man einen wunderbaren Ausblick über Cochabamba und die Umgebung. Die Jesus-Statue ist übrigens 4m höher als der berühmte Cristo Redentor in Rio de Janeiro.

Cristo de la Concordia

Nach unserer Stadttour durch Cochabamba ging es dann abends mit dem Bus nach Torotoro, wo wir früh morgens ankamen. Torotoro ist ein kleiner Ort im gleichnamigen Nationalpark und Ausgangspunkt für viele Touren.

Mit wenig Schlaf starteten wir am nächsten Tag in die "Ciudad de Itas". Diese Felsenlandschaft wird auch "Cementerio de las tortugas" (Friedhof der Schildkröten) genannt, da viele der Steinformationen an eine Schildkröte erinnern. Auch andere Tiere lassen sich mit viel Fantasie in den Felsen wiedererkennen. Da die ganze Region vor Millionen vor Jahren unter dem Meer lag, sind durch Erosion zahlreiche beeindruckende Höhlen entstanden. Auch der Ausblick auf die Umgebung und die Landschaft des Nationalparks ist faszinierend.

Eine Stein-Schildkröte

Nach dem Mittagessen stand die "Caverna Umajalanta" auf dem Programmpunkt. Mit unseren Guides und ausgerüstet mit Helmen und Stirnlampen machten wir uns auf den Weg in die riesige Tropfsteinhöhle. Ich war zwar schon in der ein oder anderen Tropfsteinhöhle, aber so abenteuerlich waren sie noch nie. Statt auf abgesperrten Wegen dem Guide hinterher zu marschieren, mussten wir auf dem Bauch durch enge Spalten kriechen, bei denen man sich manchmal nicht ganz sicher war, ob man wirklich hindurch passt, und glitschige Felsen hinauf- oder herunterklettern bzw. rutschen. Auch in den Stalagmiten und Stalagtiten konnte man einige Figuren erkennen, allerdings waren einige wirklich sehr weit hergeholt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ohne unseren Guide wieder herausgefunden hätten, aber nach circa 3 Stunden erblickten wir, in Schlamm bekleidet, wieder das Tageslicht. Es war echt ein einmaliges und abenteuerliches Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Das Abenteuer ging am nächsten Tag weiter. Nachdem wir eine Weile einem großen Canyon gefolgt waren, erreichten wir einen kleinen Wasserfall. Dort wurden wir mit Ausrüstung ausgestattet und konnten uns anschließend in dem circa 20m hohen Wasserfall abseilen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, endlich wieder einen Gurt anzuhaben und ein Seil in den Händen;) Die Sicherheitsvorkehrungen waren allerdings etwas nachlässiger als ich es aus Deutschland gewohnt bin, wodurch ich zu Beginn etwas skeptisch war. Letztendlich sind wir aber alle heil und glücklich unten angekommen, wenn auch komplett durchnässt.

Den Wasserfall geht´s gleich runter

Nachdem wir den Canyon zum Mittagessen einmal hoch gelaufen sind, ging es danach wieder hinunter in die Schlucht und zu einem weiteren wunderschönen Wasserfall. Die "Cascada Vergel" sieht aus wie eine von Felsen umgebene Oase und lässt einen für einen Moment alles drumherum vergessen.

Wasserfall Vergel

Auf dem Rückweg gab es dann noch einige Dinosaurier Fußabdrücke zu sehen, von denen wir am Morgen schon einige besichtigen konnten. Torotoro ist bekannt für die Spuren der Dinosaurier, die Millionen von Jahren erhalten wurden und in den verschiedenen Gesteinsschichten nach und nach wieder auftauchen.

Nach einer langen Rückfahrt mit Zwischenstopp in Cochabamba sind wir dann schließlich am Montag wieder sehr erschöpft in La Paz angekommen.

Insgesamt war es eine sehr beeindruckende und abenteuerliche Reise mit vielen coolen Leuten. Die verschiedenen Ausflüge haben mir aber wieder einmal deutlich gemacht, dass vieles hier in Bolivien nicht so streng genommen wird wie in Deutschland, da in Deutschland die meisten Aktivitäten verboten gewesen wären. Das ist zwar gefährlicher, macht einige Erlebnisse und Erfahrungen aber auch erst möglich, die ich sonst nie hätte machen können.

Aber keine Sorge, ich passe auf mich auf.

Liebe Grüße
Leona;)

Auf dem Backenzahn des Teufels

01Mai2019

Auch in Bolivien ist der 1. Mai ein Feiertag und deshalb ging es heute für mich statt zur Arbeit auf einen Ausflug mit meinem Gastonkel und dessen Familie. Unser Ziel war die "Muela del Diablo", der Backenzahn des Teufels.
Dies ist ein Berg, den man von der Stadt aus gut sehen kann und der die Form eines Backenzahns hat, daher der Name.

Der Weg hinauf dauert circa 1,5 Stunden und bietet einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt von La Paz und auf die umliegenden Berge. Der Weg dorthin ist auch deshalb sehr schön, weil er durch Felder und Felsen führt und es ungewohnt still ist. So sehr ich La Paz auch mag, der ständige Lärm und die fehlenden Rückzugsorte stören mich schon manchmal. Deshalb war es umso schöner, jetzt einmal einen Ort zum Durchatmen und Entspannen zu finden, der dazu noch einen so schönen Ausblick bietet;)

Liebe Grüße
Leona;)

Der Blick auf La PazLa Muela del Diablo

La Chiquitania - Ausflug in die Hitze

23April2019

Über Ostern hat AFS eine Reise in die Chiquitania angeboten. Die Chiquitania ist eine Region im Trockenwald, östlich von Santa Cruz.

Deshalb ging es für uns Paceños erst einmal mit dem Bus nach Santa Cruz ins Flachland. Die Fahrt dauert circa 20 Stunden, aber die Busse hier sind wirklich sehr komfortabel und die Landschaften waren sehr beeindruckend. Mich haben besonders die Yungas und der Dschungel sehr fasziniert.

In Santa Cruz angekommen wurden wir von der Hitze erschlagen, denn dort sind um die 30°C. Von der Stadt selber konnte ich leider nicht viel sehen, aber sie ist sehr unterschiedlich zu La Paz; alles ist flach, überall stehen Palmen und man sieht viele exotische Vögel wie Papageien und Tukane. Es kam mir fast vor, als wäre ich in einem anderen Land und es war schwer zu glauben, dass all das auch zu Bolivien gehört und dass Bolivien so vielfältig ist.

Am Donnerstag startete dann die wirkliche Reise in die Chiquitania, gemeinsam mit anderen Freiwilligen aus Cochabamba, Sucre und Santa Cruz. Die Region wird auch "Los Chiquitos" genannt, was so viel wie "Die Kleinen" bedeutet. Unser Hostel lag in dem Ort Santiago de Chiquitos.

Unser erster Halt war San José de Chiquitos mit einer hübschen jesuitischen Kirche. Der Ort ist eine der letzten sechs bolivianischen Jesuitenreduktionen, eine Siedlung der Jesuitenmission aus dem 17./18. Jahrhundert, und wurde als UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Auch die weiteren fünf noch erhaltenen Orte der Jesuitenmission liegen in der Chiquitania.

Danach ging es für uns ins Santuario Mariano de la Torre in Chochís, einem Heiligtum zu Fuße des Berges Torre de David. Der Fels hat eine rötliche Farbe und sticht schon aus der Ferne vor der Fels- und Waldlandschaft hervor.

Am Freitag stand Abkühlung auf dem Programm. Zuerst ging es für uns zu las Pozas de Santiago, wo wir nach einem ca. 30-minütigen Weg in der Sonne mit einem abkühlenden Wasserfall und vielen kleinen Seen belohnt wurden. 

Las Pozas de Santiago

Auch unsere zweite Wanderung hinab in die Schlucht und durch den Wald führte uns zu einem Wasserfall, der Cascada de San Marcos. Am Abend gab es dann zur Abwechslung einmal keine Abkühlung, stattdessen Aguas calientes in denen man baden konnte. Leider ist dieser heiße Fluss mittlerweile zur Touristenattraktion geworden und war sehr überfüllt.

Am Samstagvormittag stand eine recht lange Wanderung zur Cueva de Meserendino an. Das Ziel war eine große Höhle, in die man tief hinein gehen konnte und in der man sehr nasse Füße bekommen hat;)

Völlig erschöpft konnten wir uns nachmittags in unserem Hostel etwas in der Hängematte ausruhen, bevor wir abends noch einen Mirador besichtigt haben, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf die Region hatte.

Blick vom Mirador

Am letzten Tag hatten wir vormittags noch die Möglichkeit, uns in einem Naturschwimmbad etwas abzukühlen, bevor es nach dem Mittagessen wieder zurück nach Santa Cruz ging.

Mir hat die Reise sehr gefallen, besonders die Zeit mit den anderen und die Möglichkeit, Bolivien besser kennenzulernen. Ich bin trotzdem froh, jetzt wieder zurück im kühlen und mückenfreien La Paz zu sein.

Ich freue mich schon auf die nächste AFS Reise in zwei Wochen;)

Liebe Grüße
Leona;)

Día del niño

13April2019

Am 12.04 ist hier in Bolivien "Día del niño" (Tag des Kindes) und der wird auch ordentlich gefeiert. In der Schule haben die Kinder beispielsweise alle Tüten voll mit Süßigkeiten und Luftballons bekommen.
Auch bei uns im Projekt haben wir einige Aktionen dazu vorbereitet. Zuerst wurden alle Kinder versammelt und es gab einen kleinen Vortrag über die "Derechos y deberes de los niños y niñas" (Rechte und Aufgaben der Kinder). Anschließend gab es viele kleine Spielchen dazu, um das Gelernte zu verfestigen. Dabei ging es nicht nur um die Rechte und Aufgaben der Kinder, sondern auch um verschiedene Arten von Gewalt und wie man sich davor schützen kann. An den Inhalten waren die Kinder nicht besonders interessiert, aber beim Spielen hatten sie alle Spaß. Zum Schluss gab es noch ein Stück Kuchen und Wackelpudding für die Kinder.

Vor einigen Tagen hatten die Kinder die Hausaufgabe, ein Bild über das Thema "La basura contamina a la Madre Tierra" ( Müll verschmutzt die Mutter Erde) zu malen. Im Unterricht haben die Kinder wohl auch einiges zum Thema Müll und Umweltverschmutzung gelernt, leider nehmen die meisten es bisher noch nicht so ernst, aber da lässt sich ja dran arbeiten...

Fleißig am Malen

Liebe Grüße
Leona;)

Ausflug auf den "Pico Austria"

03April2019

Am Sonntag war ich zusammen mit der Gruppe "Se Busca Compañeros de Viaje" auf dem Pico Austria. Der Pico Austria ist ein 5330m hoher Berg der Condoriri-Gruppe in der Cordillera Real und liegt circa 40km entfernt von der Stadt La Paz.

Bei der Ankunft am Fuße des Berges wurden wir bei sehr schönem Wetter von grasenden Schafen, Eseln und Lamas vor der Kulisse einer gewaltigen Bergkette begrüßt.


(Fotos von: Qn Rudymon )

Der Aufstieg war sehr anstrengend und ich hatte stark mit der Höhe zu kämpfen, da ich schlecht Luft bekommen habe und sehr schnell außer Atem war. Dadurch musste ich immer wieder Pause machen und war oft kurz davor, aufzugeben.
Irgendwie habe ich es aber doch auf den Gipfel geschafft. Leider wurde ich am Ziel nicht mit der versprochenen Aussicht über die Cordillera Real belohnt, da es kurz zuvor angefangen hatte, zu hageln und zu schneien und wir von einer dicken, weißen Wolke umgeben waren. Dementsprechend war es sehr nass und kalt auf dem Gipfel.
Nach einem etwas angenehmeren, aber immernoch sehr nassen Abstieg konnte ich schließlich (nach circa 6,5 Stunden) sehr erschöpft und durchnässt wieder in den Bus nach Hause einsteigen.

Gletscher

Der Ausflug war zwar nicht ganz so wie erwartet, da ich die Höhe wirklich unterschätzt habe und das Wetter auch nicht ganz mitgespielt hat. Trotzdem war es eine schöne Erfahrung und es war sehr angenehm, mal aus der Stadt rauszukommen und die Natur zu genießen. Und auch wenn die Aussicht auf dem Gipfel etwas enttäuschend war, gab es trotzdem viele schöne Ausblicke und ich bin auch ein bisschen stolz, dass ich es widerwartend doch bis auf den Gipfel geschafft habe;)

Ich hoffe, noch viele weitere solcher Touren hier in Bolivien machen zu können, beim nächsten Mal vielleicht etwas besser vorbereitet...

Liebe Grüße
Leona;)

Mein Projekt

29März2019

Ich bin jetzt seit circa drei Wochen in meinem Projekt und mir gefällt es sehr gut bisher. Mittlerweile habe ich mich etwas eingelebt und schon einige Erfahrungen mit den Kindern machen können.

In meinem Projekt "Sociedad Católica San José - Centro Integral Santa María Alpacoma"  in Achocalla gibt es viele verschiedene Aufgaben und Gruppen. Von ein bis 18 Jahren sind alle Altersgruppen vertreten und es gibt dementsprechend unterschiedlichen Förderungsbedarf. Die meisten der Kinder kommen nachmittags nach der Schule zur Hausaufgabenbetreuung, bei der die Mitarbeiter die Kinder bei Fragen und Problemen unterstützen und sie zum Arbeiten animieren - eine Hilfe, die die meisten zu Hause nicht erhalten. Für viele ist es auch eine Anlaufstelle, um Freunde zu treffen und nicht alleine zu Hause zu sein. Außerdem gibt es mehrere Mahlzeiten für die Kinder.

Ausblick vom Centro über La Paz

Neben der schulischen Betreuung gibt es auch viele weitere Aktionen und Projekte zusammen mit den Kindern. Beispielsweise gibt es einen Garten, in dem die Kinder lernen, sich um anderes Leben zu kümmern. Eine gesunde Lebensweise ist im C.I.S.M.A. ganz wichtig und wird auch immer wieder durch unterschiedliche Aktionen an die Kinder herangebracht, genauso wie das freundliche Miteinander und die Nachhaltigkeit mit Ressourcen. Auch bei psychischen Problemen werden die Kinder von einer Psychologin unterstützt. Einmal im Monat gibt es ein Treffen gemeinsam mit den Eltern der Kinder, damit diese mitbekommen, was ihre Kinder machen und von den Mitarbeitern des C.I.S.M.A. Tipps zu Erziehung, Kochen etc. bekommen können.

El CentroEiner der Kursräume

Mir gefällt das Prinzip der Einrichtung sehr gut, da es Kindern mit einer schwierigen Lebenssituation neue Perspektiven ermöglicht und ihnen die Chance auf ein gesundes und gutes Leben bietet.

Momentan helfe ich in dem Kurs der 4.-6. Klässler, die auch sehr frech und anstrengend werden können und gerne ihre Grenzen austesten. Da ist oft große Geduld gefragt, worin ich mich eindeutig noch üben muss;) 

eine meiner Hauptaufgaben: für die Kinder malen;)

Letzte Woche hatten wir eine Aktivität mit allen Kindern, bei denen es um die Verbesserung ihrer Sprache und der Rechtschreibung ging. Dafür hatten wir viele verschiedene Spiele zum Thema "Lenguaje", an denen sich die Kinder ausprobieren konnten.

Diese Woche stand das Thema Sexualität im Mittelpunkt, bei dem die Kinder aus meinem Kurs positive und negative Aspekte des jeweils anderen Geschlechts sammeln sollten. Um etwas Bewegung reinzubringen, fand die Aktivität draußen auf dem Hof statt. Beim anschließenden Vergleichen der Aspekte gab es allerdings großen Streit und Uneinigkeiten zwischen den Mädchen und den Jungs...

Auswertung der Ergebnisse

Ich bin gespannt, was in nächster Zeit für Aktivitäten auf mich zukommen und ob ich sowohl meine Geduld mit den Kindern verbessern, als auch mehr Respekt von ihrer Seite erhalten kann.

 

Liebe Grüße
Leona;)

Carnaval de Oruro

05März2019

Als Hamburgerin konnte ich mich bisher nur schwer für den Karneval begeistern und habe die Aufregung darum nie wirklich verstanden. Hier in Bolivien wird der Karneval allerdings ganz anders gefeiert als in Deutschland und hat mich tatsächlich ziemlich beeindruckt.

Der größte und traditionellste Carnaval wird in Oruro gefeiert und wurde sogar als UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Es hat mich sehr gefreut, als meine Gastfamilie mir ankündigte, dass wir gemeinsam zum Carnaval nach Oruro fahren werden, damit ich ihn miterleben kann.

In Oruro wird der Carnaval mehrere Tage lang zu Ehren der Virgen del Socavón (Jungfrau und Schutzheilige der Bergstollen) gefeiert. Der große, traditionelle Umzug durch die Stadt, den wir uns angesehen haben, findet am Samstag vor Aschermittwoch statt.  Er beginnt morgens gegen 9 Uhr und dauert bis in die frühen Morgenstunden am Sonntag an.

Die zahlreichen Artisten von jung bis alt ziehen in traditionellen und aufwändigen Kostümen auf einer sieben Kilometer langen Strecke vorbei an den vielen Tribünen und Zuschauern. Begleitet von traditioneller Musik der unzähligen Bläsergruppen und Trommeln bringen sie Folkloretänze verschiedener historischer Herkunft und Bedeutung zum Ausdruck. Jeder Tanzgruppe vorweg fährt ein mit Teppichen, silbernen Tellern und Besteck geschmücktes Auto, als Gabe an die Jungfrau.

Im Gegensatz zu den Feierlichkeiten an den folgenden Tagen ist am Samstag der Konsum von Alkohol verboten, zumindest vor 19 Uhr.

 Mir hat der Umzug sehr gut gefallen, aber nach 9 Stunden sitzen war ich auch sehr froh, der lauten Musik und den Menschenmassen entkommen zu können.

Teufel der DiabladaBär der Diablada  die Masken der Morenada spiegeln das Leid der Sklaven in den Minen widerLa Morenada: Symbolisierung der SklavenzeitTinku: ein Tanz aus PotosíLa Llamerada 

 Auch in La Paz wird Carnaval gefeiert, allerdings nicht in Form eines großen traditionellen Umzugs. Stattdessen gibt es viele kleinere Feste an denen getanzt wird und überall hört man Feuerwerke und laute Musik, teilweise sogar Livemusik von kleinen Straßenbands. Einige verkleiden sich mit Masken und viele Häuser, Läden und Autos sind mit Konfetti, Luftschlangen und Luftballons geschmückt.
Auch der Alkoholkonsum kommt nicht zu kurz, sowohl Bier als auch hochprozentigen Alkohol sieht man überall auf den Straßen. Und auch die Kinder haben ihren Spaß. Am beliebtesten bei den Kindern ist der sogenannte "nieve artificial" (Kunstschnee) aus Spraydosen, mit dem sich die Kinder gegenseitig besprühen, sehr zum Leid aller Umstehenden. Dieser hat mit Schnee allerdings nicht viel zu tun sondern gleicht eher Badeschaum; da die meisten Kinder hier aber noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben, scheint die fehlende Ähnlichkeit nicht weiter aufzufallen und die Freude ist groß.

Was mir auch aufgefallen ist, sind die vergoldeten und versilberten Nüsse, die es überall zu kaufen gibt. Diese legen einige vor ihre Tür für Glück und Reichtum im folgenden Jahr.

Am Mittwoch sind die Feriados de Carnaval dann wieder vorbei und der normale Arbeitsalltag geht wieder los. Auch für mich geht es morgen in meinen ersten Arbeitstag im Projekt. Ich bin schon sehr gespannt.

Liebe Grüße
Leona;)

La Paz - die Stadt in den Bergen

27Feb2019

Kleines Update: Unsere Koffer sind heil und vollständig angekommen und ich bin seit gestern in meiner Gastfamilie. Ich fühle mich sehr wohl und gut aufgehoben in der Familie, sie sind wirklich sehr nett und ich bin dankbar, Teil ihrer Familie sein zu dürfen.

In den letzten Tagen konnte ich verschiedene Teile von La Paz kennenlernen und ich muss sagen, die Stadt ist wunderschön. Ich frage mich immer wieder, wie diese Stadt in den Bergen entstehen konnte und wer auf die verrückte Idee gekommen ist, hier eine Stadt zu bauen;) Aber das Ergebnis ist beeindruckend! Immer wieder ragen Berge mitten in der Stadt auf und die Häuser sind teilweise auf oder sogar in den Bergen gebaut. Und immer, wenn man denkt, das Ende von La Paz gesehen zu haben, erstreckt es sich dahinter noch unendlich weiter, die Stadt und die Häuser scheinen kein Ende zu nehmen.

Außerdem ist La Paz so vielfältig, die verschiedenen Stadtteile unterscheiden sich sehr voneinander. Es gibt das Zentrum mit der Altstadt, mehreren Kirchen und Museen und den vielen kleinen, bunten und traditionellen Läden und Märkten wie dem "Mercado de las brujas" (Hexenmarkt). Dann gibt es die "Zona Sur", wo größtenteils die wohlhabenderen Leute leben und einige Viertel mit großen Villen sogar mit Zäunen vom Rest der Stadt abgeschirmt sind. Den Norden habe ich bisher noch nicht kennengelernt, aber ich glaube, dass sich auch dieser wieder vom Rest der Stadt unterscheiden wird.

Auch der Verkehr variiert von Viertel zu Viertel. Anfangs war ich sehr überwältigt von dem chaotischen Verkehr im Zentrum, in dem statt "rechts vor links" "groß vor klein" gilt, durchgehend gehupt wird und sowohl blinken als auch anschnallen Fremdwörter sind. Doch sobald man in einen anderen Stadtteil kommt, ist der Verkehr viel ruhiger und beinahe so, wie ich es gewohnt bin.

Man wird also immer wieder überrascht und kann wohl nie behaupten, alles in La Paz zu kennen.

Der Stadtteil, in dem ich lebe, nennt sich Sopocachi und liegt südlich der Altstadt. Die Gegend ist sehr grün mit vielen schön Parks und Gärten sowie zahlreichen Cafés und Restaurants. Außerdem kommt man von hier aus relativ schnell in die meisten anderen Gebiete der Stadt.

Das Klima in La Paz ist recht angenehm, aber das Wetter wechselt ständig und man kann sich nie auf die Wettervorhersagen verlassen. Während es im einen Moment bedeckt und kühl ist, kommt im nächsten Moment die Sonne hervor und es fühlt sich an wie 25°C.

Ich freue mich auf die nächsten Überraschungen hier in La Paz;)

Liebe Grüße
Leona

 

Hier noch ein paar Impressionen aus La Paz: 

SopocachiHäuser am und im Berg

Bienvenidos a Bolivia!

22Feb2019

Hola aus La Paz!

Gemeinsam mit meinen anderen drei Mitfreiwilligen aus Deutschland  bin ich letzte Nacht um zwei Uhr Ortszeit in La Paz gelandet, wo wir von AFS Mitarbeitern abgeholt wurden. Wir hatten einen guten Flug, leider ist unser Gepäck nur bis Bogotá mit uns mitgereist, sodass wir nun erst einmal ohne Gepäck auskommen müssen. Völlig erschöpft von der langen Reise konnten wir, nach einer langen und komplizierten Diskussion am Flughafen, gegen vier Uhr endlich ins Bett, leider nur für wenige Stunden.

Bevor es für uns in unsere Gastfamilien und Projekte geht, werden wir zunächst für einige Tage zusammen hier in La Paz bleiben für eine kleine Einführung und Eingewöhnung.

Heute konnten wir gemeinsam mit unseren AFS Koordinatoren hier vor Ort ein wenig La Paz erkunden. Trotz der anhaltenden Müdigkeit, die durch die Höhe noch verstärkt wird, konnten wir den Tag doch sehr genießen und uns von der Stadt beeindrucken lassen.

La Paz ist der Regierungssitz Boliviens und mit einer Höhe von ca. 3600 Metern der höchstgelegene Regierungssitz der Welt. Die Stadt liegt in einem Tal umgeben von Bergen und erstreckt sich über viele Höhenmeter, sodass man immer wieder einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt hat. Besonders aus den teleféricos, den Seilbahnlinien, die die Stadtteile von La Paz verbinden, bieten sich atemberaubende Bilder.

 Der Illimani bei Sonnenuntergang

 Auf den ersten Eindruck wirkt La Paz sehr lebhaft, mit den ganzen Mini-Buses, Trufis und Taxen, die scheinbar alle ihren eigenen Verkehrsregeln folgen. Noch kann ich mir nicht vorstellen, mich hier alleine zurecht zu finden, aber das wird sich sicherlich mit der Zeit ändern.

 Da es Probleme mit der Gastfamilienfindung für mich in Cochabamba gab, bin ich jetzt doch in einer Familie in La Paz untergekommen. Somit musste ich allerdings auch das Projekt wechseln und werde nun stattdessen in dem gemeinnützige Projekt "El Centro Integral Santa María de Alpacoma" in La Paz arbeiten.

Die Einrichtung unterstützt Kinder und deren Familien im Bereich Bildung, Kultur und Gesundheit und bietet als Kinder- und Familienbildungsstätte Kurse und kulturelle Aktivitäten für Kinder und Erwachsene an. Ziel der Maßnahmen ist die Stärkung der Persönlichkeit von benachteiligten Kindern und deren Familien  und die Eröffnung von neuen Lebensperspektiven durch Bildung und Kultur als Ausweg aus der Armut. 

Die Info kam für mich sehr kurzfristig vor der Ausreise, aber die Stadt gefällt mir bisher sehr und ich freue mich darauf, in wenigen Tagen meine Gastfamilie kennenzulernen.

Ich werde euch mit weiteren Impressionen der Stadt auf dem Laufenden halten, dies war erst einmal nur mein erster Eindruck.

Nun heißt es nur noch hoffen, dass unser Gepäck bald und vollständig bei uns ankommt...

Liebe Grüße
Leona;)

Bald geht es los

02Feb2019

Schon seit der Grundschule ist es mein großer Traum, nach dem Abitur ein Jahr ins Ausland zu gehen, am liebsten nach Lateinamerika. Die spanische Sprache hat mir schon immer sehr gefallen und auch das, was ich bisher über die lateinamerikanische Kultur gehört habe, hat mich sehr fasziniert.

Deshalb freue ich mich sehr, dass ich nun über die Organisation AFS die Möglichkeit bekomme, ein Jahr in Bolivien zu leben und die Kultur näher kennenzulernen.

Ich werde in Bolivien einen Freiwilligendienst über das entwicklungspolitische Programm "weltwärts" absolvieren und das Projekt "Bolivia Digna" in Cochabamba unterstützen. Bolivia Digna betreut Kinder, die in Armut leben und bietet sowohl Unterricht, als auch sportliche und kreative Aktivitäten an. Was genau meine Aufgaben sein werden, erfahre ich wohl erst vor Ort, ich werde euch dann davon berichten.

Mir ist bewusst, dass es viel Kritik an Freiwilligendiensten gibt, da die Freiwilligen nicht "die Welt retten" können. Trotz des Titels "Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst" handelt es sich dabei aber nicht um Entwicklungshilfe. Wir Freiwilligen sind keineswegs ausgebildet, um qualifizierte Entwicklungshilfe zu leisten und haben meist kaum Vorerfahrung. Vielmehr geht es um den gegenseitigen interkulturellen Austausch und das Lernen voneinander.

Ziel ist es, dass wir in unserem Jahr lernen, kulturelle Unterschiede zu erkennen, zu verstehen und damit umzugehen. Vorurteile und Stereotypen abzubauen und uns selbst ein begründetes Bild zu machen, wie die Menschen anderer Kulturen sich verhalten und welche Werte und tieferliegende, für uns nicht auf den ersten Blick erkennbare Wurzeln diesem Verhalten zu Grunde liegen. Gleichzeitig sollen wir auch umgekehrt den Menschen aus unserem Gastland einen Einblick in unsere Kultur vermitteln und somit die Völkerverständigung und die globale Zusammenarbeit fördern.

Das ist auch, wofür die Organisation "AFS - interkulturelle Begegnungensteht. Sie möchte ein globales Bewusstsein schaffen und damit Diskriminierung, Rassismus und Vorurteile bekämpfen.

In meinem Vorbereitungsseminar haben wir viel über solche Themen gesprochen und mir ist einiges bezüglich meiner eigenen Einstellung bewusst geworden. Aber auch, dass diese Einstellung und die Stereotypen, die wir haben, nicht verhindert werden können und völlig natürlich, ja manchmal sogar nützlich sind. Ich hoffe nun, in meinem Jahr in Bolivien meine Sicht auf die Welt und die Menschen erweitern und eine andere Perspektive einnehmen zu können.

In weniger als drei Wochen geht es nun endlich los für mich und die Vorfreude steigt, aber gleichzeitig auch die Ängste davor, was auf mich zukommt. Dazu kommt der bevorstehende Abschied von Freunden und Familie.
Doch trotz meiner gemischten Gefühle hinsichtlich meiner Ausreise freue ich mich auf die vielen neuen Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen, die ich in Bolivien sammeln werde. Ich werde versuchen, euch hier regelmäßig auf dem Laufenden zu halten.

Leona;)