In den Silberminen Potosís

01Jan2020

 Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr!

Vergangenes Wochenende war ich mit zwei Freunden in Potosí.  Die Stadt liegt auf einer Höhe von circa 4000m am Fuße des Cerro Rico (reicher Berg), einem Berg reich an Mineralen und Silber, der die Stadt im 17. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte der Welt machte. Auch wenn das Zink- und Silbervorkommen mittlerweile längst nicht mehr so groß ist wie früher, sind die Minen immer noch in Betrieb und auch für Touristen zu besichtigen.

Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ausgestattet mit Schutzanzügen, Handschuhen, Mundschutz, Taschenlampe und Gummistiefeln ging es also auch für uns in die Tiefen der Mine.

In den engen und dunklen Gängen und Schächten erfuhren wir, wie die Minenarbeiter zu Zeiten der Kolonialisierung ausgebeutet wurden und unter welch schrecklichen Bedingungen die indigene Bevölkerung in den gefährlichen Minen von den Spaniern zur Arbeit gezwungen wurde. Viele der Arbeiter starben schon nach wenigen Tagen in kompletter Dunkelheit, andere an Lungenkrebs durch die hohe Quecksilber-Konzentration.

Wie uns der Guide mitteilte, hätte man mit dem Silber, welches die Spanier aus Potosí exportierten, eine gesamte Brücke von Potosí bis nach Madrid bauen können. Mit den Knochen der in den Minen verstorbenen Bolivianern hätte man allerdings zwei ganze Brücken errichten können.

Das einzige, was den Arbeitern Hoffnung gab, war ihr Glaube. Die Spanier wollten der indigenen Bevölkerung ihren Glauben an Pachamama austreiben und sie stattdessen zum Katholizismus konvertieren. In den Minen herrschte allerdings nicht Gott, sondern der Tío. Da die Aymara-sprechende Bevölkerung den Buchstaben "d" nicht aussprechen konnte, wurde aus "Dios" (Gott) der "Tío"(Onkel). Dieser wird oft mit Hörnern wie ein Teufel dargestellt und herrscht in seinem Reich, den Minen, über Schutz und Zerstörung. Da die Spanier die Minen nie betraten, erfuhren sie nichts von diesem Glauben.

 Als Opfergaben für den Tío bringen ihm die Minenarbeiter Coca-Blätter, Zigaretten und Alkohol. All dies kann man auch als Tourist vor einer Tour auf dem Markt kaufen, genauso wie Dynamit für die Arbeiter.

Die MinenEl Tío

 Nachdem wir heil wieder aus der Mine herausgekommen waren, besuchten wir die "Casa de la Moneda" (Haus der Münze). In diesem Museum erfuhren wir mehr über die Herstellung der Münzen, die die Spanier aus dem Silber herstellen ließen, um sie anschließend in die ganze Welt zu verschiffen. Auch andere Gegenstände wurden aus dem Silber hergestellt.

Da das Silber aber mit der Zeit immer mehr an Wert verlor und die Spanier einen Großteil des Silbers ins Ausland exportiert hatten, ist die Stadt mittlerweile weder so reich noch so bevölkerungsreich, wie sie es einst war.

 Potosí ist eine sehr schöne Stadt mit vielen kleinen Gassen und Häusern im Kolonialstil. Mir hat die Stadt sehr gefallen, besonders die Ruhe im Vergleich zu La Paz. Trotzdem ist es sehr traurig sich vorzustellen, wie hier mal tausende Erwachsene und Kindern bis auf den Tod ausgebeutet wurden.

 Meine letzten Wochen werde ich ausnutzen, um noch etwas zu reisen. Deshalb kann es sein, dass ich wenig Zeit zum Schreiben finde.

Liebe Grüße
Leona;)