Carnaval de Oruro

05März2019

Als Hamburgerin konnte ich mich bisher nur schwer für den Karneval begeistern und habe die Aufregung darum nie wirklich verstanden. Hier in Bolivien wird der Karneval allerdings ganz anders gefeiert als in Deutschland und hat mich tatsächlich ziemlich beeindruckt.

Der größte und traditionellste Carnaval wird in Oruro gefeiert und wurde sogar als UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Es hat mich sehr gefreut, als meine Gastfamilie mir ankündigte, dass wir gemeinsam zum Carnaval nach Oruro fahren werden, damit ich ihn miterleben kann.

In Oruro wird der Carnaval mehrere Tage lang zu Ehren der Virgen del Socavón (Jungfrau und Schutzheilige der Bergstollen) gefeiert. Der große, traditionelle Umzug durch die Stadt, den wir uns angesehen haben, findet am Samstag vor Aschermittwoch statt.  Er beginnt morgens gegen 9 Uhr und dauert bis in die frühen Morgenstunden am Sonntag an.

Die zahlreichen Artisten von jung bis alt ziehen in traditionellen und aufwändigen Kostümen auf einer sieben Kilometer langen Strecke vorbei an den vielen Tribünen und Zuschauern. Begleitet von traditioneller Musik der unzähligen Bläsergruppen und Trommeln bringen sie Folkloretänze verschiedener historischer Herkunft und Bedeutung zum Ausdruck. Jeder Tanzgruppe vorweg fährt ein mit Teppichen, silbernen Tellern und Besteck geschmücktes Auto, als Gabe an die Jungfrau.

Im Gegensatz zu den Feierlichkeiten an den folgenden Tagen ist am Samstag der Konsum von Alkohol verboten, zumindest vor 19 Uhr.

 Mir hat der Umzug sehr gut gefallen, aber nach 9 Stunden sitzen war ich auch sehr froh, der lauten Musik und den Menschenmassen entkommen zu können.

Teufel der DiabladaBär der Diablada  die Masken der Morenada spiegeln das Leid der Sklaven in den Minen widerLa Morenada: Symbolisierung der SklavenzeitTinku: ein Tanz aus PotosíLa Llamerada 

 Auch in La Paz wird Carnaval gefeiert, allerdings nicht in Form eines großen traditionellen Umzugs. Stattdessen gibt es viele kleinere Feste an denen getanzt wird und überall hört man Feuerwerke und laute Musik, teilweise sogar Livemusik von kleinen Straßenbands. Einige verkleiden sich mit Masken und viele Häuser, Läden und Autos sind mit Konfetti, Luftschlangen und Luftballons geschmückt.
Auch der Alkoholkonsum kommt nicht zu kurz, sowohl Bier als auch hochprozentigen Alkohol sieht man überall auf den Straßen. Und auch die Kinder haben ihren Spaß. Am beliebtesten bei den Kindern ist der sogenannte "nieve artificial" (Kunstschnee) aus Spraydosen, mit dem sich die Kinder gegenseitig besprühen, sehr zum Leid aller Umstehenden. Dieser hat mit Schnee allerdings nicht viel zu tun sondern gleicht eher Badeschaum; da die meisten Kinder hier aber noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben, scheint die fehlende Ähnlichkeit nicht weiter aufzufallen und die Freude ist groß.

Was mir auch aufgefallen ist, sind die vergoldeten und versilberten Nüsse, die es überall zu kaufen gibt. Diese legen einige vor ihre Tür für Glück und Reichtum im folgenden Jahr.

Am Mittwoch sind die Feriados de Carnaval dann wieder vorbei und der normale Arbeitsalltag geht wieder los. Auch für mich geht es morgen in meinen ersten Arbeitstag im Projekt. Ich bin schon sehr gespannt.

Liebe Grüße
Leona;)