Cebra por un día

21Dez2019

Vergangene Woche hatten wir mit dem Chapter AFS La Paz eine kleine Aktivität, wir waren für einen Tag Zebras. Das klingt jetzt erst mal sehr merkwürdig, dahinter steckt aber ein wunderbares Konzept.

Die Cebras sind eine Organisation in La Paz, die seit 2001 existiert. Sie entsprang damals aus dem Wunsch einiger Jugendlichen, das Verkehrschaos in La Paz zu regeln und die Stadt etwas sicherer zu machen. In Zebra Kostümen gingen diese Jugendlichen auf die Straße, um den Menschen zu helfen und ein Zeichen zu setzen. Das Symbol des Zebras entstand in Anlehnung an die Zebrastreifen, von denen die Gründer sich wünschten, dass mehr Leute sich an sie hielten.

In den vergangen 18 Jahren haben sich die Cebras stark weiterentwickelt und es ist eine große Organisation entstanden. Mittlerweile regeln sie nicht mehr nur den Verkehr, sondern sorgen auch für gute Laune und mehr Liebe auf den Straßen. Leider stießen sie auch häufig auf Abneigung, Spott und Aggression von Seiten der Auto- und Busfahrer. Aber Empathie spielt eine große Rolle in der Cebra-Philosophie, weshalb die Cebras sich negative Kommentare nicht so zu Herzen nehmen und versuchen, dem Gegenüber trotzdem einen schöneren Tag zu bereiten. Sie sind sogar ein Symbol von La Paz geworden, das überall in der Stadt an Mauern zu sehen ist und auch auf die Schulmaterialien der öffentlichen Schulen gedruckt ist.

Vor einigen Jahren haben die Cebras, die es jetzt auch in mehreren Städten Boliviens gibt, den "Guangzhou International Award for Urban Innovation" gewonnen, wodurch sie internationale Aufmerksamkeit erhielten. Sogar in der Tagesschau gab es vor ein paar Monaten einen kleinen Beitrag über sie.

Seit einigen Jahren gibt es nun auch das Konzept "Cebra por un dia", bei dem jeder Interessierte für einen Vormittag in ein Zebra Kostüm schlüpfen kann und die Cebras unterstützt. Diese Möglichkeit hatten wir von AFS auch.

Zunächst haben wir eine knapp 2stündige Einführung bekommen, über die Geschichte und Werte der Cebras, die uns mit spielerischen Übungen nähergebracht wurden. Daraufhin folgte die "Verwandlung" zum Zebra und jeder von uns bekam einen "großen Bruder" an die Hand, ein erfahrenes Cebra das uns an diesem Tag mitnehmen sollte. Draußen auf der Straße gaben diese uns dann einige Anweisungen, Erklärungen und Tipps, wie man als Cebra die Leute glücklich machen kann. Wir grüßten die Passanten und wartenden Autofahrer, sprangen fröhlich über die Straße und halfen den Menschen beim Überqueren der Straße oder beim Einsteigen in den Bus.

Es war ein tolles Gefühl, die Leute zum Lächeln zu bringen. Viele ließen sich sogar in den Arm nehmen. Besonders die Kinder kamen häufig auf einen zugerannt um einen zu umarmen oder sogar ein Küsschen zu geben. Es war wunderschön, wie viel Liebe und Dankbarkeit man zurück bekommen hat. Leider war die Aktion am Mittag schon wieder vorbei. 
Ich kann sehr gut verstehen, dass die Cebras sich gerne verwandeln und ihre Cebra-Haut anlegen. Das Kostüm gibt dir die Erlaubnis, andere Menschen zu umarmen und sie glücklich zu machen, ohne dabei komisch angeguckt oder erkannt zu werden.

 

Ich habe aus dieser Erfahrung mitgenommen, dass wir alle ein bisschen fröhlicher sein und mehr Liebe verbreiten sollten, um unserem Leben und unserer Gesellschaft mehr Positivität, Fröhlichkeit und Liebe zu verleihen. Ich wünsche mir für die Welt, dass es überall Cebras gibt, die eine gute Stimmung in der Stadt verbreiten, denn meiner Meinung nach kann unsere heutige, gestresste Gesellschaft das sehr gut gebrauchen.

Viele Grüße und ganz viel Liebe!
Leona;)