Provecho! - Die Kulinarik Boliviens

15Dez2019

Mittlerweile bin ich schon seit fast 10 Monaten in Bolivien und ich denke es ist Zeit, euch mal etwas über die Kulinarik Boliviens zu berichten, da das Essen einen großen Teil der Kultur ausmacht.
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich natürlich längst nicht alle Gerichte kenne und probiert habe und dies nur ein kleiner Einblick in die bolivianische Küche ist. Da die Küche auch von Region zu Region variiert, kann ich größtenteils nur für die Spezialitäten aus La Paz sprechen.

In Bolivien gibt es einige besondere Zutaten, die wir in Deutschland so nicht oder nur selten zu sehen bekommen:

- Locoto: scharfe Paprika
- Llajua: scharfe Soße mit Locoto, Tomate und Quirquiña ("bolivianischer Koriander")
- Charque: gesalzenes, in dünne Streifen geschnittenes Trockenfleisch (meist Lama)
- Tunta: weiße Kartoffel
- Chuño: luftgetrocknete Kartoffel (in Bolivien gibt es sehr viele verschiedene Kartoffelsorten)
- Choclo: weißer, großer Mais
- Mote: gekochter Trockenmais
- Postre / Platano: Kochbanane
- Panza: Kuhmagen

Bolivianische Gerichte werden meist von viel Reis und Fleisch dominiert. Dazu kommen verschiedene Beilagen wie Ei, Kartoffeln oder Gemüse. Soßen sind selten, nur die Standardsoße LLajua darf auf dem Tisch nicht fehlen. Durch die fehlende Soße ist das Essen häufig etwas trockener. Viele Lebensmittel werden auch frittiert, beispielsweise Huhn, Ei, Fisch oder Teigwaren.

- Plato paceño (La Paz): Rindfleisch, Choclo, Bohnen, Kartoffeln, Käse
- Anticucho: Fleischspieß mit Rinderherz, Kartoffeln und Erdnusssoße vom Grill
- Piquemacho: Rindfleisch, Pommes, Locoto, Tomaten, Zwiebeln, Ei, Wurst, Käse, Mayo, Ketchup
- Salchipapa: Pommes mit Wurst, Ketchup und Mayo
- Chicharrón: Schweinefleisch, Mote, Kartoffeln, Chicha
- Fritanga: Schwein, Mote, Kochbanane, rote Soße, Kartoffeln
- Silpancho: Reis, Rindfleisch, Kartoffeln, Ei
- Charquican: Charque, Ei, Kartoffeln, Mote
- Trucha: In der Nähe des Titicacasees wird sehr viel Forelle gegessen, meist frittiert
- Sopa de Maní: Erdnusssuppe
- Rellenos: gefüllte Kugeln aus Kartoffeln oder Banane

Plato paceño Pique Macho

Das typische Almuerzo (Mittagessen) besteht aus Sopa (einer kleinen Suppe vorweg) und Segundo (dem Hauptgericht). Die Suppen sind häufig entweder mit Quinoa, Weizen, Choclo, Erdnuss oder Chuño. Auf der Straße oder in kleinen "Familien-Restaurants" bekommt man ein Almuerzo oft schon ab 12 Bolivianos (ca. 1,50€).

Neben dem Mittagessen gibt es auf der Straße an kleinen Straßenständen auch verschiedene, leckere Teigtaschen zu kaufen:

- Salteñas: Teigtaschen mit Frikassee- ähnlicher Füllung
- Empanadas: mit Käse gefüllte Teigtaschen
- Llauchas: warme, mit flüssigem Käse gefüllte Teigtaschen
- Tucumanas: frittierte Empanadas mit Gemüsefüllung
- Humintas: Mais-Gemüse-Paste, eingewickelt in Maisblätter
- Pastel: frittierte Teigtaschen mit Käse gefüllt und Puderzucker (wird meist mit Api gegessen)

Salteñas EmpanadasApi und Pastel

Die bolivianischen Getränke sind oft sehr süß mit sehr viel Zucker. Von den speziellen Getränken abgesehen werden sehr viel Cola und andere Softgetränke konsumiert.

- Mate de coca: Tee aus Coca-Blättern*
- Jugo natural: Natur-Saft aus Früchten
- Mocochinchi: Getränk mit Trockenpfirsich und Zimt
- Api: warmes, süßes Getränk aus dunklem Mais, Orange, Zimt und Gewürznelken
- Chicha: Maisbier
- Guarapo: Zuckerrohrsaft mit Alkohol
- Singani: hochprozentiger, bolivianischer Schnaps aus Trauben
- Chuflay: Cocktail aus Singani und Ginger Ale

*Coca-Blätter werden in Bolivien sehr viel angebaut und sind weit verbreitet, besonders im Altiplano. Im Gegensatz zum weiterverarbeiteten Kokain sind die Blätter nicht illegal. Viele Bolivianer kauen die Blätter oder trinken sie als Tee. Coca hat eine heilende Wirkung, regt die Verdauung an und hilft gegen die Höhenkrankheit, Müdigkeit und Hunger.

Die meisten Bolivianer gehen auf dem Markt einkaufen. Dort wird viel Gemüse, Obst und Fleisch lose von Cholitas verkauft, den traditionell gekleideten, indigenen Bolivianerinnen. Ich finde die Märkte sehr spannend, da es dort immer für mich unbekanntes Gemüse und Obst gibt. Neben Lebensmitteln findet man auf den Märkten häufig aber auch andere Dinge wie Kleidung, Schreibwaren, Haushalts- oder Elektroartikel.

Bäcker gibt es nur wenige, meist werden Teigwaren auf der Straße verkauft oder in den Tiendas. Tiendas sind kleine Läden, die eigentlich alles verkaufen und es gibt sie an jeder Ecke.
Die am häufigsten gekauften Brote für den täglichen Verzehr sind Maraquetas ("normale" helle Brötchen) und Redondos (flache, weichere Brötchen mit etwas Käse). Dunkles Körnerbrot, wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es nicht.

Markt

Zum Brötchen wird oft Queso Criollo gegessen, eine der wenigen bolivianischen Käsesorten, die vom Geschmack her mit salzigem Schafskäse verglichen werden kann. Wer es lieber süß mag, der kann zu seinem Brötchen auch Dulce de Leche essen, ein seeehr süßer Brotaufstrich.

Natürlich gibt es hier neben den traditionellen Gerichten, dem günstigen Almuerzo und dem Straßenessen auch viele Restaurants mit internationaler Küche.

Ich persönlich mag am liebsten die Teigtaschen wie Empanadas oder Salteñas, die man wirklich an jeder Ecke auf der Straße kaufen kann. Das werde ich in Deutschland defintiv vermissen. In den letzten 2 Monaten werde ich also nochmal das Essen hier genießen, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht.

Liebe Grüße
Leona;)