Berichte von 12/2019

¡Feliz Navidad!

27Dez2019

Ich hoffe, ihr hattet alle schöne und ruhige Feiertage! Ich habe Weihnachten mit meiner Gastfamilie in La Paz verbracht. Es war schon ein komisches Gefühl, Weihnachten nicht wie immer mit meiner Familie zu verbringen, aber auch ganz interessant, das Fest in einer anderen Kultur kennenzulernen. Obwohl es, zumindest in meiner Gastfamilie, nicht sehr anders gefeiert wurde als bei uns in Deutschland.

Der einzige Unterschied war, dass Heiligabend hier etwas später gefeiert wird, nämlich erst in der Nacht vom 24. auf den 25.12. Und natürlich, dass hier tagsüber circa 25 Grad waren;)

 Gegen Abend des 24.12 kam die ganze Familie zu uns nach Hause und wir haben das Weihnachtsessen vorbereitet. Ein traditionelles Gericht, welches in Bolivien an Weihnachten serviert wird, ist die Picana. Dies ist eine Suppe aus vielen verschiedenen Fleischsorten, Kartoffeln und Gemüse. Bei uns gab es dieses Jahr allerdings keine Picana, sondern Truthahn.

Gegen 22 Uhr wurde der Truthahn aufgetischt. Zum Nachtisch hatte sich meine Familie von mir Bratäpfel gewünscht, sodass das Weihnachtsessen auch noch einen kleinen deutschen Einfluss hatte.
Kurz vor Mitternacht wurden dann die Champagner Gläser hervorgeholt, sodass um Punkt 0 Uhr angestoßen werden konnte und alle sich fröhliche Weihnachten wünschten. Mich hat es ein bisschen an Silvester erinnert. In einigen Teilen der Stadt wurden sogar große Feuerwerke gezündet.

Daraufhin setzten wir uns ins Wohnzimmer an den geschmückten Tannenbaum, unterhielten uns und packten Geschenke aus, die der Weihnachtsmann in der Zwischenzeit gebracht hatte;)
Gegen 3 Uhr gingen wir dann schließlich alle erschöpft ins Bett. Der 25.12 ist der einzige offizielle Feiertag und wird traditionell mit der Familie verbracht. Am 26. kehrt dann auch schon wieder der Alltag ein.

 Schon in der Adventszeit wurde deutlich, dass Bolivien in den Weihnachtsbräuchen stark von den USA geprägt wurde. Besonders die großen Supermärkte und Teleferico- Stationen waren üppig dekoriert und der Grinch ist hier fast bekannter als der Weihnachtsmann. 

Sehr beliebt ist in der Adventszeit das sogenannte Panetón, ein süßes Brot mit getrockneten Früchten.

 Am letzten Freitag vor Weihnachten haben wir mit meinem Projekt Panetón und heiße Schokolade an die Kinder der Umgebung verteilt, um ihnen schöne Weihnachten zu wünschen. Das CISMA hat jetzt über die Sommerferien geschlossen und öffnet erst im Februar wieder.
Da ich aber im Februar wieder zurückfliege, war letzten Freitag offiziell mein letzter Arbeitstag. Es war traurig, sich schon zu verabschieden. Da ich im Januar und Februar meine freie Zeit zum Reisen nutzen werde, bleibt mir nicht mehr viel Zeit in La Paz. Deshalb heißt es langsam schon, die letzten Dinge hier zu erledigen und sich zu verabschieden.


Das Jahr ging echt sehr schnell rum und ich kann es noch gar nicht richtig glauben, dass ich bald wieder in Deutschland sein werde. Auf der einen Seite bin ich traurig, Bolivien wieder zu verlassen, auf der anderen Seite freue ich mich schon auf Deutschland.

 Ich werde in den nächsten Wochen noch einige reflektierende Einträge zu meinem Freiwilligendienst mit euch teilen. Mich würde interessieren, ob ihr irgendwelche Fragen oder bestimmte Themen habt, über die ihr gerne einen Blogeintrag lesen würdet. Anregungen könnt ihr mir gerne zukommen lassen.

 Bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch!

Liebe Grüße
Leona;)

 

Cebra por un día

21Dez2019

Vergangene Woche hatten wir mit dem Chapter AFS La Paz eine kleine Aktivität, wir waren für einen Tag Zebras. Das klingt jetzt erst mal sehr merkwürdig, dahinter steckt aber ein wunderbares Konzept.

Die Cebras sind eine Organisation in La Paz, die seit 2001 existiert. Sie entsprang damals aus dem Wunsch einiger Jugendlichen, das Verkehrschaos in La Paz zu regeln und die Stadt etwas sicherer zu machen. In Zebra Kostümen gingen diese Jugendlichen auf die Straße, um den Menschen zu helfen und ein Zeichen zu setzen. Das Symbol des Zebras entstand in Anlehnung an die Zebrastreifen, von denen die Gründer sich wünschten, dass mehr Leute sich an sie hielten.

In den vergangen 18 Jahren haben sich die Cebras stark weiterentwickelt und es ist eine große Organisation entstanden. Mittlerweile regeln sie nicht mehr nur den Verkehr, sondern sorgen auch für gute Laune und mehr Liebe auf den Straßen. Leider stießen sie auch häufig auf Abneigung, Spott und Aggression von Seiten der Auto- und Busfahrer. Aber Empathie spielt eine große Rolle in der Cebra-Philosophie, weshalb die Cebras sich negative Kommentare nicht so zu Herzen nehmen und versuchen, dem Gegenüber trotzdem einen schöneren Tag zu bereiten. Sie sind sogar ein Symbol von La Paz geworden, das überall in der Stadt an Mauern zu sehen ist und auch auf die Schulmaterialien der öffentlichen Schulen gedruckt ist.

Vor einigen Jahren haben die Cebras, die es jetzt auch in mehreren Städten Boliviens gibt, den "Guangzhou International Award for Urban Innovation" gewonnen, wodurch sie internationale Aufmerksamkeit erhielten. Sogar in der Tagesschau gab es vor ein paar Monaten einen kleinen Beitrag über sie.

Seit einigen Jahren gibt es nun auch das Konzept "Cebra por un dia", bei dem jeder Interessierte für einen Vormittag in ein Zebra Kostüm schlüpfen kann und die Cebras unterstützt. Diese Möglichkeit hatten wir von AFS auch.

Zunächst haben wir eine knapp 2stündige Einführung bekommen, über die Geschichte und Werte der Cebras, die uns mit spielerischen Übungen nähergebracht wurden. Daraufhin folgte die "Verwandlung" zum Zebra und jeder von uns bekam einen "großen Bruder" an die Hand, ein erfahrenes Cebra das uns an diesem Tag mitnehmen sollte. Draußen auf der Straße gaben diese uns dann einige Anweisungen, Erklärungen und Tipps, wie man als Cebra die Leute glücklich machen kann. Wir grüßten die Passanten und wartenden Autofahrer, sprangen fröhlich über die Straße und halfen den Menschen beim Überqueren der Straße oder beim Einsteigen in den Bus.

Es war ein tolles Gefühl, die Leute zum Lächeln zu bringen. Viele ließen sich sogar in den Arm nehmen. Besonders die Kinder kamen häufig auf einen zugerannt um einen zu umarmen oder sogar ein Küsschen zu geben. Es war wunderschön, wie viel Liebe und Dankbarkeit man zurück bekommen hat. Leider war die Aktion am Mittag schon wieder vorbei. 
Ich kann sehr gut verstehen, dass die Cebras sich gerne verwandeln und ihre Cebra-Haut anlegen. Das Kostüm gibt dir die Erlaubnis, andere Menschen zu umarmen und sie glücklich zu machen, ohne dabei komisch angeguckt oder erkannt zu werden.

 

Ich habe aus dieser Erfahrung mitgenommen, dass wir alle ein bisschen fröhlicher sein und mehr Liebe verbreiten sollten, um unserem Leben und unserer Gesellschaft mehr Positivität, Fröhlichkeit und Liebe zu verleihen. Ich wünsche mir für die Welt, dass es überall Cebras gibt, die eine gute Stimmung in der Stadt verbreiten, denn meiner Meinung nach kann unsere heutige, gestresste Gesellschaft das sehr gut gebrauchen.

Viele Grüße und ganz viel Liebe!
Leona;)

Provecho! - Die Kulinarik Boliviens

15Dez2019

Mittlerweile bin ich schon seit fast 10 Monaten in Bolivien und ich denke es ist Zeit, euch mal etwas über die Kulinarik Boliviens zu berichten, da das Essen einen großen Teil der Kultur ausmacht.
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich natürlich längst nicht alle Gerichte kenne und probiert habe und dies nur ein kleiner Einblick in die bolivianische Küche ist. Da die Küche auch von Region zu Region variiert, kann ich größtenteils nur für die Spezialitäten aus La Paz sprechen.

In Bolivien gibt es einige besondere Zutaten, die wir in Deutschland so nicht oder nur selten zu sehen bekommen:

- Locoto: scharfe Paprika
- Llajua: scharfe Soße mit Locoto, Tomate und Quirquiña ("bolivianischer Koriander")
- Charque: gesalzenes, in dünne Streifen geschnittenes Trockenfleisch (meist Lama)
- Tunta: weiße Kartoffel
- Chuño: luftgetrocknete Kartoffel (in Bolivien gibt es sehr viele verschiedene Kartoffelsorten)
- Choclo: weißer, großer Mais
- Mote: gekochter Trockenmais
- Postre / Platano: Kochbanane
- Panza: Kuhmagen

Bolivianische Gerichte werden meist von viel Reis und Fleisch dominiert. Dazu kommen verschiedene Beilagen wie Ei, Kartoffeln oder Gemüse. Soßen sind selten, nur die Standardsoße LLajua darf auf dem Tisch nicht fehlen. Durch die fehlende Soße ist das Essen häufig etwas trockener. Viele Lebensmittel werden auch frittiert, beispielsweise Huhn, Ei, Fisch oder Teigwaren.

- Plato paceño (La Paz): Rindfleisch, Choclo, Bohnen, Kartoffeln, Käse
- Anticucho: Fleischspieß mit Rinderherz, Kartoffeln und Erdnusssoße vom Grill
- Piquemacho: Rindfleisch, Pommes, Locoto, Tomaten, Zwiebeln, Ei, Wurst, Käse, Mayo, Ketchup
- Salchipapa: Pommes mit Wurst, Ketchup und Mayo
- Chicharrón: Schweinefleisch, Mote, Kartoffeln, Chicha
- Fritanga: Schwein, Mote, Kochbanane, rote Soße, Kartoffeln
- Silpancho: Reis, Rindfleisch, Kartoffeln, Ei
- Charquican: Charque, Ei, Kartoffeln, Mote
- Trucha: In der Nähe des Titicacasees wird sehr viel Forelle gegessen, meist frittiert
- Sopa de Maní: Erdnusssuppe
- Rellenos: gefüllte Kugeln aus Kartoffeln oder Banane

Plato paceño Pique Macho

Das typische Almuerzo (Mittagessen) besteht aus Sopa (einer kleinen Suppe vorweg) und Segundo (dem Hauptgericht). Die Suppen sind häufig entweder mit Quinoa, Weizen, Choclo, Erdnuss oder Chuño. Auf der Straße oder in kleinen "Familien-Restaurants" bekommt man ein Almuerzo oft schon ab 12 Bolivianos (ca. 1,50€).

Neben dem Mittagessen gibt es auf der Straße an kleinen Straßenständen auch verschiedene, leckere Teigtaschen zu kaufen:

- Salteñas: Teigtaschen mit Frikassee- ähnlicher Füllung
- Empanadas: mit Käse gefüllte Teigtaschen
- Llauchas: warme, mit flüssigem Käse gefüllte Teigtaschen
- Tucumanas: frittierte Empanadas mit Gemüsefüllung
- Humintas: Mais-Gemüse-Paste, eingewickelt in Maisblätter
- Pastel: frittierte Teigtaschen mit Käse gefüllt und Puderzucker (wird meist mit Api gegessen)

Salteñas EmpanadasApi und Pastel

Die bolivianischen Getränke sind oft sehr süß mit sehr viel Zucker. Von den speziellen Getränken abgesehen werden sehr viel Cola und andere Softgetränke konsumiert.

- Mate de coca: Tee aus Coca-Blättern*
- Jugo natural: Natur-Saft aus Früchten
- Mocochinchi: Getränk mit Trockenpfirsich und Zimt
- Api: warmes, süßes Getränk aus dunklem Mais, Orange, Zimt und Gewürznelken
- Chicha: Maisbier
- Guarapo: Zuckerrohrsaft mit Alkohol
- Singani: hochprozentiger, bolivianischer Schnaps aus Trauben
- Chuflay: Cocktail aus Singani und Ginger Ale

*Coca-Blätter werden in Bolivien sehr viel angebaut und sind weit verbreitet, besonders im Altiplano. Im Gegensatz zum weiterverarbeiteten Kokain sind die Blätter nicht illegal. Viele Bolivianer kauen die Blätter oder trinken sie als Tee. Coca hat eine heilende Wirkung, regt die Verdauung an und hilft gegen die Höhenkrankheit, Müdigkeit und Hunger.

Die meisten Bolivianer gehen auf dem Markt einkaufen. Dort wird viel Gemüse, Obst und Fleisch lose von Cholitas verkauft, den traditionell gekleideten, indigenen Bolivianerinnen. Ich finde die Märkte sehr spannend, da es dort immer für mich unbekanntes Gemüse und Obst gibt. Neben Lebensmitteln findet man auf den Märkten häufig aber auch andere Dinge wie Kleidung, Schreibwaren, Haushalts- oder Elektroartikel.

Bäcker gibt es nur wenige, meist werden Teigwaren auf der Straße verkauft oder in den Tiendas. Tiendas sind kleine Läden, die eigentlich alles verkaufen und es gibt sie an jeder Ecke.
Die am häufigsten gekauften Brote für den täglichen Verzehr sind Maraquetas ("normale" helle Brötchen) und Redondos (flache, weichere Brötchen mit etwas Käse). Dunkles Körnerbrot, wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es nicht.

Markt

Zum Brötchen wird oft Queso Criollo gegessen, eine der wenigen bolivianischen Käsesorten, die vom Geschmack her mit salzigem Schafskäse verglichen werden kann. Wer es lieber süß mag, der kann zu seinem Brötchen auch Dulce de Leche essen, ein seeehr süßer Brotaufstrich.

Natürlich gibt es hier neben den traditionellen Gerichten, dem günstigen Almuerzo und dem Straßenessen auch viele Restaurants mit internationaler Küche.

Ich persönlich mag am liebsten die Teigtaschen wie Empanadas oder Salteñas, die man wirklich an jeder Ecke auf der Straße kaufen kann. Das werde ich in Deutschland defintiv vermissen. In den letzten 2 Monaten werde ich also nochmal das Essen hier genießen, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht.

Liebe Grüße
Leona;)